Am Hauptplatz, in unmittelbarer Nähe zur Friedensburg,
liegt die im 18. Jahrhundert gegründete, ehemalige Synagoge und das
ebenfalls denkmalgeschützte Rabbinerhaus. Die Synagoge gilt heute als
besterhaltene Synagoge des Burgenlandes.
Die Ausstellung
Wie kann jüdisches
Leben, Judentum dargestellt werden? Was macht einen Menschen, seine
Umgebung und sein Leben jüdisch? Durch die ausgestellten Objekte und
Texte soll jüdisches Leben präsentiert und nähergebracht werden. Im
Zentrum der von Mag. Christof Cremer kuratierten Ausstellung stehen vor
allem die Menschen. Es sind übernommene Erzählungen, Gegenstände,
Kleidungsstücke, Traditionen, Familie und Familiengeschichte, die einen
Einblick in das Leben der damaligen Zeit gewähren. Neben der Ausstellung
beherbergt die ehemalige Synagoge heute auch einen Ort des Gedenkens
und der Erinnerung an die 1938 vertriebene und vernichtete jüdische
Bevölkerung des Südburgenlandes.
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Stadtschlaining
Die Synagoge war das kultische und kulturelle Zentrum der einst großen
jüdischen Gemeinde Stadtschlaining. Die Synagoge gilt heute als
besterhaltene Synagoge des Burgenlandes. Das griechische Wort synágein
bedeutet „zusammenkommen“ oder „versammeln“. Das Wort „Synagoge“
bezeichnet zunächst die sich versammelnde Gemeinde. Es korrespondiert
mit dem hebräischen Wort Bet HaKnesset (Haus der Versammlung). Die
Synagoge ist aber nie ausschließlich liturgischer Ort, sondern
religiöses, kulturelles und manchmal auch soziales Zentrum einer
jüdischen Gemeinde.
Die Ausweisung aller Juden aus den
österreichischen Erblanden durch Kaiser Leopold I. im Jahr 1670 ist
zugleich der Anfang der jüdischen Gemeinde in Stadtschlaining. Die
Vertriebenen fanden unter anderem Zuflucht auf den Gütern
westungarischer Adelsfamilien, so auch der Batthyány. Hier wurde ihnen
gegen die Entrichtung von Schutzgebühren Unterkunft gewährt. Später
pachteten oder kauften sie auch andere Häuser in der Stadt. Zu den
jüdischen Gemeindeeinrichtungen zählten die Synagoge, eine Mikwe (das
jüdische Tauchbad) eine koschere Fleischbank, eine Schule, der Friedhof
und eine Chewra kadischa (Beerdigungsbruderschaft). Der Mitte des 19.
Jahrhunderts einsetzende Trend der Auflösung der Landgemeinden und der
Übersiedlung in Ballungszentren sowie wirtschaftliche Gründe bewirkten
die Abwanderung der ansässigen Bevölkerung in die unmittelbare Umgebung,
aber auch in weiter entfernte Gebiete und große Städte. Bei der
Vertreibung der letzten jüdischen Familien aus Stadtschlaining durch die
Nationalsozialisten 1938 war die einst florierende jüdische Gemeinde
nur mehr ein Schatten ihrer selbst.
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