Friedenszentrum Burg Schlaining

Gedanken zur politischen Entwicklung

Am Beginn der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts stand der Kalte Krieg am Höhepunkt, von dessen Auswirkungen die Länder am Eisernen Vorhang besonders betroffen waren. So entstand die Idee, in der Burg Schlaining ein Institut zu gründen, das durch Friedensforschung und Friedenserziehung zum Abbau des Ost-West-Konfliktes beitragen soll. Diese Zielsetzung ging einher mit der Vision von einer Welt, in der Kriege keinen Platz haben.

In den folgenden 20 Jahren hat sich die Welt dramatisch verändert. Damals, in den 80er-Jahren, ging es um die Überwindung des Kalten Krieges. Heute geht es um den globalen Frieden, um Bürger- und Interventionskriege, Bekämpfung des Terrors, den Kampf umRessourcen (Energie), den Nord-Süd-Konflikt, die Bekämpfung von Hunger und Armut, die Kluft zwischen Arm und Reich, die Bedrohung unseres Ökosystems und um die politische Gestaltung der ökonomischen Globalisierung (einschließlich Umverteilung).

Das Ende des Kalten Krieges war ein Schritt in Richtung einer friedlichen Lösung von Konflikten. Der 11. September 2001 und der folgende „Krieg“ der USA gegen den Terror ist ein Schritt zurück, da der Krieg wieder zu einem Mittel der Politik (Irak-Krieg) wurde. Die Zahl der zwischenstaatlichen Kriege hat sich seit den 90er-Jahren dramatisch gesenkt, aber die Tendenz zu innergesellschaftlicher und struktureller Gewalt ist steigend. In der Weltgesellschaft treten China und Indien als neue politische und ökonomische Akteure auf, die Rolle der EU in der Weltgesellschaft ist ambivalent.

Stehen wir wieder vor einem Schlaf der Vernunft, in dem es nur mehr Gute und Böse, Freunde und Feinde und keinen Dialog, sondern nur mehr Lösungen gibt, die dem anderen aufgezwungen werden? Sind die Terroranschläge des 11. September der Beginn einer neuen Irrationalität in der Politik, deren Opfer Frieden, Völkerrecht und Menschenrechte sind? Droht ein dauernder Weltkrieg, in dem das Wort „Peace“ zur postmodernen Etikette für „War“ wird? Oder wird, wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, am Ende nicht beides verlieren? Alle diese Fragen können in einer Präambel nicht beantwortet werden. Sie sollen aber die Komplexität der Probleme aufzeigen, mit denen Friedenswissenschaft und Friedenspolitik konfrontiert sind.

Die Geschichte zeigt, dass der Frieden zerbrechlich ist, dass es immer wieder Kriege gegeben hat. Kann man daraus ableiten, dass es auch in der Zukunft immer wieder Kriege geben wird? Nicht nur die Abschaffung der Sklaverei, sondern auch die europäische Entwicklung seit 1945 und der sogenannte OECD-Frieden widerlegen die Behauptung, dass sich der Krieg unausweichlich aus der menschlichen Triebstruktur oder aus der Machtdynamik der Politik ergeben müsse. Die Menschheitsgeschichte ist daher kein Grund, in einen lähmenden Fatalismus zu verfallen, der das Engagement für Frieden drosselt. Eine Postmoderne, die Engagement ablehnt, wäre der falsche Weg, da sie in die Beliebigkeit führt. Es ist Zeit für eine neue Denkweise, die vom egozentrischen Denken wegführt. Der Egoismus hat einen zu hohen Stellenwert in Gesellschaft und Politik. Wir dürfen das gute Leben nicht über den Besitz definieren, sondern müssen es über die Kommunikation mit dem Anderen suchen.

Die Politik ist insgesamt – gemessen am technisch-wissenschaftlichen Fortschritt – antiquiert. Diese Antiquiertheit von Politik zeigt sich vor allem in einer anachronistischen Sicherheitspolitik, die Konflikte mit militärischen Mitteln und militärischer Überlegenheit lösen will. Politik steht daher vor der Wahl: Entweder muss sich Politik in Richtung einer globalen und solidarischen Weltgesellschaft mit demokratischen Good Governances entwickeln oder die Politik wird wie der Sand am Meeresufer verschwinden, um das bekannte Schlusswort von M. Foucault abzuwandeln.

Was kann ein kleines Institut wie Schlaining zu einer friedlicheren und gerechteren Welt beitragen? Die berühmten Flügelschläge von Schmetterlingen. Wir dürfen uns durch die Rückschläge in der Weltpolitik nicht entmutigen lassen. Wir müssen an die Möglichkeit des Friedens glauben und über Strategien nachdenken, wie soziale Träger und politische Kräfte in der Lage wären, Politik zu verändern. Vor allem müssen wir aber unsere erfolgreiche Friedensarbeit fortsetzen. Die Geschichte hat keinen vorgegebenen Plan, aber wir können versuchen, durch unser privates und kollektives Handeln zu mehr Frieden und Gerechtigkeit in der Welt beitragen. In der Sicherheitspolitik heißt das „Si vis pacem, para pacem.“


Geschichte und Infrastruktur

Am 6.9.1982 gründeten Frau Bundesminister Dr. Hertha Firnberg und der Landesrat für Kultur im Wissenschaftsministerium in Wien den Verein „Österreichisches Institut für Friedensforschung“, nachdem sich die Verhandlungen mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Gründung eines Akademie-Institutes zerschlagen hatten. Bereits im Jahre 1988 wurde das Europäische Universitätszentrum für Friedensstudien (EPU) als eine nach österreichischen Vereinsrecht konstituierte nichtstaatliche Organisation mit Universitätsstatus gegründet. Den diesbezüglichen Antrag bei der Generalversammlung der UNESCO hat Gerald Mader in seiner Eigenschaft als Präsident der Österreichischen UNESCO-Kommission gestellt. Seit 1990 finden diese Lehrgänge in englischer Sprache mit einer international zusammengesetzten Fakultät statt. Professoren und Studierende kommen aus unterschiedlichen Staaten, Kontinenten und Kulturen. Ursprünglich hat das Bundeskanzleramt unter Bundeskanzler Franz Vranitzky 30 Stipendien jährlich übernommen. In der Zwischenzeit wurde die Zahl der Stipendien vom Außenministerium auf 5 Stipendien pro Semester gesenkt. Die Fortführung der EPU war nur dadurch möglich, dass es gelungen ist, das Programm so attraktiv zu gestalten, dass die Mehrzahl der Teilnehmer am EPU nun Selbstzahler sind. Bei der Generalversammlung am 24.2.1992 wurden die Vereinsstatuten auf den neuen Namen „Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung“ abgeändert und bei der Generalversammlung am 4. April 2003 ein neuer Vorstand in der Person Dr. Gerald Mader (Vorsitzender und Präsident), Mag. Evelyn Messner (Stellvertretende Vorsitzende und Vizepräsidentin) und Mag. Arno Truger als Direktor bestellt.

Dazwischen liegen ein langer und schwieriger Weg, ein ständiges Auf und Ab, Freuden und Enttäuschungen, eine ebenso beharrliche wie konsequente Arbeit der Schlaininger Mitarbeiter, viel Skepsis bis Widerstand, aber auch eine enorme Unterstützung von vielen Förderern und Sympathisanten aus Politik, Wirtschaft und von Privaten und natürlich auch viele glückliche Zufälle, ohne die der Traum von der Schlaininger Friedensuniversität nie Wirklichkeit geworden wäre.

So gesehen hatten vielleicht auch jene Politiker nicht ganz unrecht, welchen die Durchführung dieser Zielsetzung utopisch bis abenteuerlich erschien. Bei der Gründung des Institutes standen lediglich vier Räume und der Rittersaal in der Burg zur Verfügung. Die Unterbringung von Teilnehmern und Gästen musste in Bad Tatzmannsdorf und in umliegenden Orten erfolgen, da es in Stadtschlaining kein einziges Fremdenzimmer gab. Der Verein hatte kein Geld, keine Macht, keine Partei im Rücken, war in der Burg nur geduldet, es gab nicht einmal eine Heizung in den Arbeitsräumen, nur die Gemeinde wollte ihn unterstützen, aber sie war selbst arm – so beschrieb ein Journalist unsere damalige triste Situation. Wir konnten ihr nur unsere Überzeugung entgegensetzen, dass Österreich eine unabhängige Friedensforschung braucht und wir sie im Burgenland beheimaten wollen.


Wie die Idee entstand

Die Idee, in Schlaining ein Friedensforschungsinstitut zu gründen, ist nicht vom Himmel gefallen. Der Kalte Krieg und das Wettrüsten erlebten zu Beginn der 80er-Jahre einen neuen Höhepunkt. Das Burgenland lag am letzten Zipfel eines Europas, das am Eisernen Vorhang endete. Diese Ausgangslage verführte immer wieder zum Nachdenken, was eine Kultur- und Wissenschaftspolitik am Rande dieser Ost-West-Grenze zum Abbau des Ost-West-Konfliktes, zur Förderung des Friedens insgesamt beitragen könne. Hier bot sich nach dem Vorbild anderer westlicher Länder die Idee an, ein Institut zu gründen, in dem systematisch und interdisziplinär über Krieg und Frieden und über den Abbau von Gewalt nachgedacht wird.

Dennoch war die Zeit auch international für eine Institutsgründung nicht gerade günstig, da sich der Zeitgeist, die internationale Großwetterlage gegen Friedensforschung zu wenden begann. Die Einstellung der Arbeit der deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung in der BRD war hiefür ein sichtbares Zeichen. Die Wahl Stadtschlaining zum Sitz eines Friedensforschungsinstitutes stellt eine gewisse Ironie der Geschichte dar, da der in Schlaining lebende Prof. Helmut Schelsky einer jener deutschen Wissenschaftler war, die die Friedensforschung als „Heilslehre“ brandmarkten. Dennoch hat Prof. Schelsky in Schlaining selbst nie gegen die Errichtung eines solchen Institutes Stellung bezogen, da er sich für die Belebung der Burg stets engagiert hat.


Warum Schlaining?

Der Standort Schlaining war wegen des Fehlens einer Infrastruktur problematisch, überdies schien er vielen zu weit entfernt vom Zentrum (Wien) zu sein. Ein Kritiker meinte sogar scherzhaft, dass man in einem südburgenländischen Weiler, an der äußersten Grenze von Ost und West, eben kein Friedens- und Universitätszentrum errichten könne. Demgegenüber sahen die ausländischen Friedensforscher aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in dezentraler Forschung eine Chance zur Entwicklung von Autonomie und Bewahrung von Unabhängigkeit, die in der Folge auch genützt werden konnte.

Tatsächlich hatte die Schlaininger Friedensidee nicht nur eine friedenspolitische, sondern auch eine regionalpolitische Wurzel, die mit der Notwendigkeit zusammenfiel, einen Revitalisierungszweck für die Burg Schlaining zu finden, die das Land Burgenland gekauft hatte. So gab es von Anfang an einen Grundkonsens darüber, dass der Aufbau eines Institutes für Friedensforschung auch der Wirtschaft und dem Fremdenverkehr dienen müsse. Die weitere Entwicklung des Schlaininger Instituts hat gezeigt, wie wichtig diese regionale Übereinstimmung der Interessenslage für die Unterstützung des Schlaininger Projektes durch die Öffentlichkeit war. Es war eine glückhafte Verbindung von friedenspolitischem Denken und Zielen mit regionalen Interessen, die sich in besserer Lebensqualität und in der Schaffung von Arbeitsplätzen niederschlug.

Johan Galtung, einer der Väter der Friedensforschung, hatte die Ansiedlung des Österreichischen Institutes für Friedensforschung in der Burg Schlaining so kommentiert: „Es gibt verschiedene Methoden, Friedensforschungsinstitute zu gründen. In Schlaining begann alles mit einer Burg“.


Zwei wichtige Dokumente aus der Gründungsphase

- Am 27.11.1983 fand die erste Beiratssitzung des Institutes statt, an der im Anschluss an eine internationale Arbeitstagung der IPRA (International Peace Research Association) in Györ europäische Friedensforscher teilnahmen, wobei folgende Erklärung beschlossen wurde: Schlaininger Erklärung der Friedensforscher: „Wir, Friedensforscher aus der BRD, Großbritannien, Italien, Jugoslawien, Norwegen, Niederlande, Schweden, Ungarn und Österreich, sind gerne der Einladung von Herrn Landesrat Mader zur Forumsdiskussion und ersten Beiratssitzung des ÖIF gefolgt.

Die kulturellen Aktivitäten des Burgenlandes sind weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt geworden. Die Gründung eines Friedensforschungsinstitutes in diesem Lande geschieht zu einem Zeitpunkt von besonderer politischer Dringlichkeit: angesichts der prekären internationalen Lage ist wissenschaftlich begründete Phantasie dringend gefragt, aber es bedarf auch dazu der materiellen bzw. institutionellen Basis; angesichts der bedauerlichen Einstellung der Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung in der BRD könnte sich hier in Österreich ein wichtiges neues Zentrum für die eigene und die internationale Kooperation entwickeln.

Wir unterstützen darum die Initiative von Herrn Landesrat Mader aufs Ausdrücklichste und werden im Rahmen unserer Möglichkeiten alles tun, dieses wichtige Unternehmen zu fördern und daran mitzuarbeiten.

Wolfgang Benedek, Graz, Hanne Birckenbach, Berlin, Karl E. Birnbaum, Stockholm, Johan Galtung, Oslo/Berlin, Bojan Grobovsek, Ljubljana, Peter Heintel, Klagenfurt, Egbert Jahn, Frankfurt, Istvan Kende, Budapest, Ekkehart Krippendorff, Berlin, Karl A. Kumpfmüller, Eisenstadt, Alfred Mechtersheimer, Starnberg, James O’Connel, Bradford, Heinrich Schneider, Wien, Dieter Senghaas, Bremen, Charlotte Teuber, Wien, Otto Winkler, Wien.“

- Unter dem Vorsitz des ehemaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky gründete sich am 1.4.1985 ein 100-köpfiges Personenkomitee aus allen politischen Lagern, welches sich mit folgender Erklärung an die Öffentlichkeit wandte:

Erklärung des Personenkomitees Dr. Kreisky

„Schon im vorigen Jahrhundert hat die internationale Friedensbewegung durch die österreichische Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner entscheidende Impulse erhalten. Seit einigen Jahrzehnten sind in Zypern (seit 1972) und auf den Golan-Höhen (seit 1974) insgesamt 20.000 Angehörige des Österreichischen Bundesheeres mit friedenserhaltenden Aufgaben erfolgreich befasst gewesen. Damit leistet Österreich heute einen wichtigen Beitrag zur Entspannung. Das allein genügt aber nicht. Nur wenn es möglich ist, das Problem der Friedenserhaltung mit allen seinen Aspekten zu studieren, die Ursachen von Konflikten zu erforschen und die Idee des Friedens zu verbreiten, kann jene Meinungsbildung entstehen, die in demokratischen Staaten von entscheidender Bedeutung für die Politik ist.

Dieser Aufgabe hat sich in letzter Zeit mit besonderer Intensität das Österreichische Friedensforschungsinstitut in der von der Burgenländischen Landesregierung zur Verfügung gestellten und restaurierten Burg Schlaining gewidmet. Es erfüllt seine Aufgaben in Übereinstimmung mit dem Grundsatz der immerwährenden Neutralität Österreichs und seiner Unabhängigkeit.

Die konkreten Ziele des Institutes – der Ausbau des Forschungszentrums, die Errichtung einer Friedensuniversität und eines unabhängigen Friedensforums – können nur dann verwirklicht werden, wenn zusätzliche Mittel – neben der Bundesförderung – aufgebracht werden. Wir haben deshalb ein überparteiliches Personenkomitee zur Unterstützung des „Friedensfonds Schlaining“ gebildet. Wir glauben auch, dass die Person des ehemaligen Landesrates Dr. Gerald Mader, der sich nach seinem Ausscheiden aus der Burgenländischen Landesregierung ausschließlich dieser Aufgabe widmet, eine kompetente Führung des Institutes gewährleistet. Die Mitglieder des Personenkomitees, die selbst einen angemessenen Beitrag leisten, bitten mit diesem Aufruf auch Sie um eine Spende. Ab einem Betrag von S 500,-- jährlich hat jeder Spender volle Einsicht in die Verwendung der Spendengelder (PSK 7965.100 „Friedensfonds Schlaining“). Bruno Kreisky.“

Die Mitglieder des Personenkomitees: Viktor Binder, Paul Blaha, Wilhelm Brauneder, Rudolf Buczolich, Herwig Büchele, Josef Cap, Fritz Csoklich, Johann Dantine, Edith Dobesberger, Brigitte Ederer, Georg Eisler, Hans Heinz Fabris, Barbara Frischmuth, Erich Fröschl, Peter Gerlich, Konrad Ginther, Rupert Gmoser, Walter Göhring, Robert Graf, Hanns Gratzer, Peter Gstettner, Walter Guggenberger, Hans Gülly, Arnulf Häfele, Brigitte Hamann, Hilde Hawlicek, Peter Heintel, Fritz Hochmair, Alfred Hrdlicka, Wolf in der Maur, Peter Jankowitsch, Udo Jesionek, Robert Jungbluth, Robert Jungk, Heinrich Kapaun, Heinrich Keller, Heinz Kienzl, Raoul Kneucker, Albrecht Konecny, Helmut Kramer, Alfred Kranich, Gottfried Kumpf, Erwin Lanc, Norbert Leser, Eduard März, Michael Mitterauer, Fritz Muliar, Heinrich Neisser, Hans Niedermüller, Ewald Nowotny, Heinz Nussbaumer, Otto Oberhammer, Harald Ogris, Klaus Ottomeyer, Helene Partik-Pable, Anton Pelinka, Jakob Perschy, Herbert Pietschmann, Thomas Pluch, Ludwig Popper, Georg Puhm, Lukas Resetarits, Josef Riedler, Norbert Rozsenich, Kurt Rothschild, Herbert Salcher, Norbert Schausberger, Bernd Schilcher, Hans Spiess, Josef Schmall, Ernst Schönwiese, Kurt Skalnik, Franz Slawik, Anton Staudinger, Johann Stippel, Alfred Stingl, Alfred Stirnemann, Toni Stricker, Fritz Svihalek, Emmerich Talos, Josef Tauber, Otto Tausig, Charlotte Teuber, Herbert Tieber, Otto Tillhof, Ulrich Trinks, Peter Turrini, Leopold Ungar, Alexander van der Bellen, Martin Wabl, Erika Weinzierl, Norbert Wimmer, Peter Wrabetz, Ivan Wurglics, Edmund Zimmermann.


Aufbau der materiellen Infrastruktur

Ziel des Schlaininger Friedensprojektes war es, in Schlaining ein Begegnungszentrum für Friedensforschung und Friedenserziehung sowie eine Friedensuniversität zu errichten. Dieser Anspruch erforderte eine entsprechende Infrastruktur, die mit Hilfe von Langzeitarbeitslosen (Projekt des Bundesministeriums für soziale Verwaltung), Förderungsmittel des Wirtschaftsministeriums, Denkmalschutzmitteln, privaten Spenden sowie mit Hilfe eines Wohnbaukredites des Landes Burgenland (Haus International) aufgebaut wurde.

- Restaurierung des zerstörten Teils der Burg (Burgbastei und Burggranarium) 1986/1987
   Heute Konferenz- und Seminarzentrum

- Umbau der Schmiede und des Zeughauses der Burg in ein Hotel 1987/1988
   Hotel Burg Schlaining

- Restaurierung der ehemaligen Synagoge 1987/1988
  Heute Friedensbibliothek

- Neubau des Hauses International 1991/1992

- Restaurierung der Kleinen Galerie, Burg 1991/1992
  Heute Seminarräume

- Umgestaltung der Burg Schlaining für die Errichtung eines Europäischen Museums für Frieden 2000


Wissenschaftlicher Aufbau des ÖSFK

Die wissenschaftlichen und pädagogischen Aufgaben, die sich das ÖSFK gestellt hat, sind Friedens- und Konfliktforschung sowie Friedenserziehung.

Friedens- und Konfliktforschung will die Ursache von Gewalt und Frieden erforschen und stellt sich die Frage, wie Gewalt eingedämmt, Kriege abgeschafft und Frieden verwirklicht werden können. Das ÖSFK geht von einem breiten Friedensbegriff aus und will zu einem politischen Diskurs über Krieg und Frieden beitragen. Friedens- und Konfliktforschung sind wertorientiert und interdisziplinär.

Friedenserziehung umfasst im wesentlichen die Kernelemente: Vermittlung von Friedenskompetenz, Hinführung zur Friedensfähigkeit und Befähigung zum Friedenshandeln. Diesen Zielsetzungen dienen die verschiedenen Forschungsprojekte und Veranstaltungen des ÖSFK, deren Ergebnisse durch wissenschaftliche Publikationen dokumentiert werden.


Internationale Sommerakademie

Diese jährlich seit 1983 stattfindende Großveranstaltung mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops richtet sich mit einem akuten friedenspolitischen Hauptthema an eine friedenspolitisch interessierte Öffentlichkeit. Die Forschungsergebnisse werden in der Dialogreihe publiziert.


Friedenspädagogik

Es werden zu dieser Thematik relevante Symposien und Workshops abgehalten, darüber hinaus aber auch problemspezifische Projekte mit einzelnen Schulen oder Klassen durchgeführt. Wesentliche Schwerpunkte dabei sind derzeit Konfliktmanagement, interkulturelles Lernen und Menschenrechtserziehung.


State of Peace-Konferenz

Dieses seit 1984 jährlich stattfindende Treffen internationaler Friedensforscher analysiert politische Ereignisse des abgelaufenen Jahres, deren Ergebnisse in der Dialogreihe publiziert werden.


Forschungsprojekt „Friedensmacht Europa?“

Thema des Forschungsprojektes, das in den Jahren von 1994 bis 2002 stattfand, ist die systematische Erforschung der friedens- und sicherheitspolitischen Bedingungen und Entwicklungen nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Zielsetzung ist die perspektivische Erschließung der Möglichkeiten für eine zivile Friedensgestaltung in Europa. Das Forschungsprojekt ist interdisziplinär angelegt, international organisiert und arbeitsteilig strukturiert. Die Publikation des Forschungsprojektes erfolgt in neun wissenschaftlichen Bänden.


Forschungsprojekt „Europäische Friedenspolitik“

Im Jahre 2005 hat das ÖSFK ein neues längerfristiges Forschungsprojekt mit dem Arbeitstitel „Europäische Friedenspolitik“ gestartet. Ausgangspunkt des hier verwendeten Begriffs einer Europäischen Friedenspolitik ist die Vision einer EU, die ihre wirtschaftlichen Interessen und ihre Werte nicht mit militärischen Mitteln, sondern mit einer Politik der friedlichen Mitteln durchsetzen will.

Zentrales Anliegen des Forschungsprojektes ist die Analyse und Kritik der Realpolitik der EU, einschließlich der vom Rat beschlossenen Verfassung, aber vor allem der Entwurf konkreter Alternativen zur Gestaltung einer europäischen Friedenspolitik, d.h. wie diese im politisch/militärischen, im ökonomisch/entwicklungspolitischen, im ökologischen und im menschenrechtlich/kulturellen Bereich gestaltet und wie diese Alternativen kohärent in die politische Praxis umgesetzt werden können. Es geht daher beispielsweise nicht um einen Beitrag über UNO und Völkerrecht, NATO und die imperialistische Politik der USA an sich, sondern darum, welche Bedeutung die EU diesen beimisst bzw. wie sie ihre Politik hierzu gestalten soll.

Der Forschungsband ist u. a. als wissenschaftliche Grundlage für die Erarbeitung eines Diskussionsentwurfs für eine alternative EU-Sicherheitsstrategie und eine alternative europäische Verfassung gedacht.

Das Besondere dieses Forschungsprojektes liegt darin,

1. dass mit ihm versucht wird, die verschiedenen Spezialbereiche mit ihren vielen wissenschaftlichen Untersuchungen in einem interdisziplinären Prozess auf das gemeinsame Ziel einer europäischen Friedenspolitik abzustimmen und auszurichten,

2. dass in den wissenschaftlichen Beiträgen im verstärkten Masse die konkreten Alternativen herausgearbeitet werden, sodass Analysen und Kritik gegenüber Alternativen quantitativ etwa ein Verhältnis 50 zu 50 haben und

3. dass das Gesamtprojekt auf die Rolle der EU als möglicher friedenspolitischer Vorreiter konzentriert wird.


Universitärer Lehrgang für Friedens- und Konfliktstudien (EPU)

Das Europäische Universitätszentrum für Friedensstudien (EPU) ist eine nach österreichischem Vereinsrecht konstituierte nichtstaatliche Organisation mit UNESCO-Status, die 1988 gegründet wurde. Das Universitätszentrum bildet den Rahmen für internationale Lehrgänge zu Friedens- und Konfliktstudien. Diese Lehrgänge in englischer Sprache mit einer international zusammengesetzten Fakultät werden seit 1990 durchgeführt. Professoren und Studierende kommen aus unterschiedlichen Staaten, Kontinenten und Kulturen. Die Programme des EPU sind darauf angelegt, die Studierenden mit den intellektuellen Fähigkeiten auszustatten, Konflikte und ihre Ursachen zu analysieren, aber auch mit praktischen Fähigkeiten, um selbst zur Prävention von Konflikten und zur Friedenssicherung beizutragen. Die EPU verfolgt einen ganzheitlichen Lernansatz, der die gesamte Person der Lernenden miteinbindet. Das Leben in der multikulturellen Gruppe am Friedenszentrum Schlaining schafft eine Erfahrung des Austausches, eröffnet neue Horizonte und Perspektiven und verändert durch diese persönliche Erfahrung, gekoppelt mit der akademischen Auseinandersetzung, die Weltsicht der meisten EPU Studierenden nachhaltig. Seit 1998 vergibt das EPU den vom österreichischen Wissenschaftsministerium akkreditierten akademischen Grad eines Master in Peace and Conflict Studies. Nunmehr Master of Arts. Im Jahre 1995 verlieh die UNESCO dem EPU und dem ÖSFK den UNESCO-Preis für Friedenserziehung.


Curriculum

Das Programm des EPU sieht bisher ein 3-monatiges Herbst- und ein 3-monatiges Frühjahrssemester vor. Ab Herbst 2006 sieht das EPU-Programm einen Trimester-Lehrgang (Herbst, Frühjahr, Sommer) vor. Hierbei folgt das Programm einem modularen Stufenmodell: Die Studierenden können nach einem Semester mit einem Zertifikat abschließen oder nach zwei Semestern bzw. 3 Trimestern und Fertigstellung einer Abschlussarbeit einen Master Titel verliehen bekommen.


Schwerpunkte des Lehrplans

Einführung in Friedens-, Gewalt- und Konflikttheorie, Bereiche der Macht: Politik, Militär, Ökonomie und Kultur, Friede und Recht, Friede und Entwicklung, ökologische Bedrohung, Regierungsführung, Partizipation und Menschenrechte, Kultur des Friedens, Asyl- und Immigrationspolitik, UNO und Völkerrecht, Friede, Erziehung, Medien und Kommunikation, zivile Konfliktbearbeitung, Konflikttransformation, Krisenprävention, Intervention und Wiederaufbau, die Rolle der EU in der Weltpolitik.


UNESCO-Chair für Frieden, Menschenrechte und Demokratie

Dieser Lehrstuhl für Frieden, Menschenrechte und Demokratie wurde im September 1996 durch einen Vertrag mit UNESCO Paris gegründet. Ein Hauptanliegen des UNESCO-Chair in Schlaining ist die Erziehung für eine Kultur des Friedens, für Menschenrechte, Demokratie und Toleranz.

Der UNESCO-Chair an dem EPU hat mit Unterstützung der UNESCO von 1998 bis 2002 drei Weltkonferenzen sämtlicher UNESCO-Chairs organisiert und durchgeführt.

Über Auftrag der UNESCO Paris koordiniert Schlaining die UNESCO-Chairs und gibt jährlich ein Bulletin heraus.


Training für zivile Kriseneinsätze

Mit der „Agenda für Frieden“ forderte der UNO-Generalsekretär Boutros Ghali 1992 die Mitgliedsstaaten auf, zivile Fachkräfte für Friedenseinsätze auszubilden und bereitzustellen, da diese eine generelle Vorbereitung benötigen, bevor sie zum Einsatz kommen. Das ÖSFK hat mit Unterstützung der Österreichischen Bundesregierung diese Forderung aufgegriffen und mit dem International Civilian Peace Keeping and Peace Building Training Program (IPT) das weltweit erste Ausbildungsprogramm dieser Art entwickelt und umgesetzt und dies in der Folge auch für die OSZE und die EU geleistet.

Das Training für zivile Kriseneinsätze besteht i.d.R. aus einer zweiwöchigen Grundausbildung, mit der auf die allgemeine Situation in Konfliktregionen vorbereitet wird, sowie aus einer zweiwöchigen funktionsorientierten Spezialausbildung, welche für eine spezifische Aufgabe im Bereich friedensfördernder Aktivitäten qualifiziert. Die Kurse sollen zu einem konfliktsensitiven Vorgehen der TeilnehmerInnen in Konfliktgebieten beitragen, welches die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung beachtet, negative Auswirkungen vermeidet („Do no harm“) und auf eine Übernahme der Verantwortung durch die Bevölkerung („Ownership“) sowie auf langfristige Wirkung des Einsatzes (Nachhaltigkeit) zielt. Mit den Kursen soll auch ein Beitrag zum besseren Verständnis und zur Kooperation zwischen unterschiedlichen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren sowie unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Tätigkeitsbereichen – wie Friedensarbeit, Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe – geleistet werden.


Training für zivile Kriseneinsätze von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen:

„International Civilian Peace Keeping and Peace Building Training Program“ (IPT)

IPT ist ein praxisorientiertes Trainingsprogramm für Fachleute unterschiedlicher beruflicher Herkunft, die als Zivilperson – sei es für internationale Organisationen wie die UNO oder OSZE, sei es für staatliche oder nicht-staatliche Organisationen – in politischen Konfliktregionen arbeiten oder arbeiten möchten. Die KursteilnehmerInnen kommen von allen Kontinenten, die TrainerInnen sind ExpertInnen, die ihrerseits über Erfahrungen in Krisengebieten verfügen. Das von der Österreichischen Bundesregierung unterstützte Programm wird seit 1993 drei Mal jährlich als vierwöchiges Programm durchgeführt.

Themenschwerpunkte im Grundkurs sind interkulturelle Kommunikation, Konfliktanalyse, die Rolle staatlicher und nicht-staatlicher Akteure in Krisensituationen sowie Workshops zu Projektmanagement und Mediation. Auf jeden Grundkurs folgt ein Spezialisierungskurs. Es gibt Spezialisierungskurse zu den Themen Menschenrechtsschutz und –förderung, Konfliktvermittlung, Verbreitung von Informationen, Humanitäre Hilfe, Abrüstung, Demobilisierung und Reintegration, Schutz und Förderung von Kindern, Befähigung für politische Partizipation sowie Wahlbeobachtung und –hilfe.


Training für zivile Kriseneinsätze der OSZE:

„Mission Preparation Training Programme for the OSCE” (MPT)

Seit Oktober 2000 bietet Schlaining spezielle Kurse für Missionen der OSZE an, die mit Unterstützung der OSZE und der Österreichischen Bundesregierung zwei bis drei Mal im Jahr durchgeführt werden. Angeboten werden Grundkurse sowie Spezialisierungskurse und Kooperationsseminare, deren Themenstellungen sich an den Interessen der OSZE orientieren. So wurde 2005 ein Pilot „Training of Trainer“ Seminar zu „Project Management in Field Operations“ durchgeführt und ist für 2006 ein Pilot Seminar zu „Combating Trafficking in Human Beings in the OSCE Area“ geplant.


Training für zivile Einsätze der EU:

„EC Project on Training for Civilian Crisis Management“

Aufgrund seiner Erfahrungen wandte sich die EU-Kommission 2001 an das ÖSFK, unter seiner Leitung mit Institutionen anderer Mitgliedsstaaten standardisierte Trainingsmodule für die Ausbildung von Fachkräften der EU für zivile Kriseneinsätze zu entwickeln und zu implementieren. Von 2001 bis 2005 wurden zuerst unter der Leitung des ÖSFK (bis Ende 2004) und danach unter seiner aktiven Mitarbeit insgesamt etwa 1000 zivile Experten auf Einsätze vorbereitet, die von der EU durchgeführt oder unterstützt werden. Neben Grundkursen implementiert das ÖSFK Spezialisierungskurse zu „Organising Civilian Administration“, „Press and Public Information-Media Development“ und „Conflict Transformation“. Für 2006 ist in Kooperation mit der UN ein Kurs zu „Child Protection, Monitoring and Rehabilitation“ geplant.


„Network of Europeans for Electoral and Democracy Support“ (NEEDS)

Das Netzwerk wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission gegründet und dient der Ausbildung von EU WahlbeobachterInnen. Das ÖSFK ist einer von 5 Partnern des von ERIS (Electoral Reform International Services Ltd) koordinierten Projektes und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung und Implementierung von Ausbildungskursen.

Regionalspezifische Beiträge zur Konfliktbearbeitung

Mit der Entwicklung von Trainingsprogrammen für den Einsatz von ExpertInnen für zivile Aufgaben in Krisenregionen wurde das ÖSFK auch in den Krisenregionen selbst aktiv. Projekte zur Krisenkonsolidierung wurden vor allem in Ostslawonien durchgeführt und gemeinsam mit der Weltbank wurden ExpertInnen aus allen Teilen Bosnien Herzegowinas in Projekt- und Konfliktmanagement ausgebildet. Danach wurden spezielle Programme zur Konfliktbearbeitung mit Schwerpunkt auf Krisenprävention für den gesamten OSZE Raum, vor allem für den Südkaukasus und Zentralasien sowie für Afrika und Südostasien entwickelt.


Summer Academy on OSCE

Mit dieser seit 1997 jährlich stattfindenden Veranstaltung soll zur Vertiefung der Kenntnisse über die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie deren Tätigkeiten in den verschiedensten Bereichen beigetragen werden. Darüber hinaus nutzt die OSZE diese interaktive Zusammenkunft mit jungen Leuten wiederum, sich Anstöße und Idee zur Weiterentwicklung der OSZE zu holen. TeilnehmerInnen dieser zweiwöchigen Veranstaltungen sind junge DiplomatInnen aus ganz Europa und Zentralasien, die u. a. für ihre Regierungen mit OSZE Angelegenheiten betraut sind, sowie RepräsentantInnen von Nicht-Regierungsorganisationen und junge WissenschafterInnen.

Die zweiwöchige Veranstaltung findet unter der Schirmherrschaft der OSZE und mit aktiver Beteiligung vieler hochrangiger OSCE-MitarbeiterInnen statt. Die „Summer Academy on OSCE“ wird vom ÖSFK in Kooperation mit der Wiener Diplomatischen Akademie in Stadtschlaining organisiert.


Südkaukasus

Seit 1996 leistet das ÖSFK Beiträge zur Konfliktbearbeitung in der Region Südkaukasus. Im wesentlichen handelt es sich dabei einerseits um Georgisch-Abchasische Dialogseminare und andererseits um Seminare, die sich auf Konfliktbearbeitung in der gesamten Südkaukasusregion beziehen.

• Mehrere Seminare mit RepräsentantInnen von parlamentarischen Körperschaften und von Nichtregierungsorganisationen aus Georgien und Abchasien führten zu einem tieferen Verständnis der Konflikte und eröffneten Perspektiven für deren Bearbeitung. Die in Kooperation mit United Nations Volunteers (Genf), Conciliation Resources (London) und dem Berghof Research Center for Constructive Conflict Management (Berlin) mit Unterstützung der Österreichischen Bundesregierung durchgeführten Seminare werden in Fachkreisen als „Schlaininger Prozess“ bezeichnet.

• Seit 2003 führte das ÖSFK mehrere Seminare zur Konfliktbearbeitung im Rahmen des Projektes „Peace Building in the South Caucasus Region“ durch. Das Projekt wird gemeinsam mit dem Caucasian Institute for Peace, Democracy and Development (CIPDD) und mit Unterstützung der Österreichischen Bundesregierung durchgeführt.


Zentralasien

Das ÖSFK ist eines von 4 westeuropäischen Institutionen, die die Konzipierung und den Aufbau der „OSCE Academy Bishkek“ unterstützen. Die Akademie hat das Ziel, ein regionales Zentrum für Forschung, Training/Lehre und Dialog zu sein, welches dazu dient, die Prinzipien der OSZE zu verbreiten und zu stärken sowie die Notwendigkeit einer umfassenden Sicherheitspolitik für den gesamten zentralasiatischen Raum aufzuzeigen. Seit der Gründung der Akademie im Dezember 2002 entsendet das ÖSFK mit Unterstützung der Österreichischen Bundesregierung MitarbeiterInnen, die am Masterprogramm der Akademie unterrichten, Trainings zu Konfliktbearbeitung durchführen und sich auch bei der Vermittlung in Konflikten der Region engagieren.


Sri Lanka

2002 wurde das ÖSFK vom österreichischen Außenministerium damit betraut, den Friedensprozess in Sri Lanka zu unterstützen. Dazu wurden RepräsentantInnen der singhalesischen Regierung und der Opposition sowie von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen (religiöse Würdenträger, Leiter von Friedensorganisationen, Journalisten) nach Schlaining eingeladen. Einerseits um bestehende Konflikte zwischen ihnen zu bearbeiten und andererseits um Mittel und Wege zu finden, den Friedensprozess zwischen den Führungen der singhalesischen Regierung und der tamilischen Separatisten, der unter Führung norwegischer DiplomatInnen organisiert wurde, zur Zivilgesellschaft Sri Lankas zu vermitteln. Mit Folgeseminaren in Sri Lanka wurde zur Umsetzung der Ergebnisse der Schlaininger Seminare beigetragen. Nach dem Tsunami betreut das ÖSFK ein Projekt der Burgenländischen Landesregierung zum konfliktsensitiven Wiederaufbau eines ethnisch gemischten Dorfes.


Peace-Building in Africa

Seit 1997 findet eine Reihe vom ÖSFK ausgearbeiteter und organisierter Seminare in verschiedenen Regionen Afrikas statt, die von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt werden. Diese Seminare sind Teil eines langfristigen Konzeptes, welches friedensbildende Maßnahmen und die Kooperation der involvierten Akteure in Afrika unterstützen soll. Mit Hilfe der Seminare soll ein „Pool“ von Fachkräften in der Region geschaffen werden, die mit grundlegenden Problemen und Instrumenten friedensbildender Maßnahmen vertraut sind. Darüber hinaus wurde mit den Absolventen der Seminare der Aufbau eines regionalen Netzwerkes (Network of African Peacebuilders – NAPS) unterstützt.


Bibliothek und Dokumentation

Die Friedensbibliothek, die sich in der ehemaligen Synagoge befindet, hat sich die Aufgabe gestellt, sowohl für akademische Zwecke als auch für die interessierte Öffentlichkeit friedenspolitisch interessante Materialien zu den Bereichen Friedensstudien, Militär- und Sicherheitspolitik, Friedenspädagogik, Weltpolitik, Friedensbewegung und Soziale Bewegungen, Österreich, Politische Soziologie und Psychologie, Entwicklungspolitik, zu sammeln und aufzuschließen. Der Buchbestand der Bibliothek beträgt zur Zeit ungefähr 25.000 Bände sowie 340 in- und ausländische Zeitungen und Zeitschriften. Eine kleine Videothek bzw. CD-ROM Sammlung ergänzen den Bestand. Der gesamte Buchbestand sowie eine beträchtliche Anzahl von Zeitschriftenartikeln können mittels EDV recherchiert werden sowie im Internet eingesehen werden: www.peacelibrary.opac.at


Friedensmuseum

2001 wurde das Europäische Museum für Frieden eröffnet, das aus der Landesausstellung „Krieg oder Frieden“ entstanden ist. Aufbauend auf die langjährige Erfahrung des Friedenszentrums versucht das Museum profunde Erkenntnisse über Gewalt und Konflikt, Sicherheit und Frieden wissenschaftlich exakt und pädagogisch an einer breiten Besucherschicht orientiert aufzubereiten und zu präsentieren.

Die wichtigsten Themen sind: Ursachen und Strukturen von kriegerischer Gewalt, Wege aus der alltäglichen Gewalt, die verschiedenen Dimensionen und Prozessabläufe von individuellen und kollektiven Konflikten sowie der Bereich Frieden mit den Themen Friedensforschung und Friedensarbeit, Friedensakteure und Friedenspolitik, Menschenrechte und globaler Frieden.

Neben der umfangreichen und großen Basisausstellung ergänzen wechselnde, auf einer kleineren Ausstellungsfläche angelegte Sonderausstellungen die Vermittlungsarbeit des Museums. Zusätzlich zu den Ausstellungsangeboten versucht das Museum vermehrt friedenspädagogische Vermittlungsprogramme und themenspezifische Bildungsangebote für die BesucherInnen, insbesondere für Schulgruppen, auszuarbeiten, um zum einen den Zugang zur komplexen Museumsthematik zu erleichtern und um zum anderen auf konkrete Anliegen und Probleme seitens der BesucherInnen besser eingehen zu können.


Burg Schlaining und Haus International

Die Burg Schlaining, die vom Söldnerführer Andreas Baumkircher in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut wurde, stand in der Folge mehr als 300 Jahre im Herrschaftsbesitz der Familie Batthyány. Seit 1980 ist das Land Burgenland Eigentümer der Burg. Im Jahre 2000 hat das Land Burgenland dem ÖSFK die Verwaltung der Burg übertragen. Das Haus International ist ein Neubau, der mit Wohnbauförderungsmitteln des Landes Burgenland im Jahre 1991/1992 errichtet wurde. Es umfasst 44 Zimmer, Küche und 3 Seminarräume. Es dient primär der Unterbringung der Studierenden der EPU-Lehrgänge und der Teilnehmer an den IPT-Kursen.

Gemeinsam mit dem Hotel Burg Schlaining, welches das ÖSFK dem bisherigen Geschäftsführer Wolfgang Strobach verkauft hat, besteht dadurch die Möglichkeit, Konferenzen bis zu 250 Personen in Stadtschlaining durchzuführen.


Organisation und Finanzierung

Das ÖSFK ist ein privater, gemeinnütziger, überparteilicher und unabhängiger Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist. Die Vereinsorgane sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand, das Kuratorium und ein wissenschaftlicher Beirat. Der Mitgliederversammlung gehören ordentliche Mitglieder und fördernde Mitglieder an. Das Land Burgenland und die Stadtgemeinde Schlaining sind ebenfalls ordentliche Mitglieder.

Das EPU ist eine internationale NGO mit UNESCO-Status, die nach österreichischem Vereinsrecht organisiert ist. Mitglieder sind nationale europäische UNESCO-Kommissionen und internationale Friedensinstitute. An der Spitze der EPU stehen der Vorsitzende des Vorstandes (Präsident), der wissenschaftliche Direktor und ein Generalsekretär.

An beiden Vereinen, die personell, finanziell und organisatorisch auf das Engste verbunden sind, sind derzeit mehr als 20 MitarbeiterInnen beschäftigt. Hinzu kommen externe WissenschafterInnen, TrainerInnen und LektorInnen, die auf der Grundlage von Werkverträgen tätig sind. Eine Zweigstelle des ÖSFK befindet sich in Wien.

Die Finanzierung erfolgt durch Einnahmen aus der EPU, Forschungsaufträgen sowie Aufträgen zur Durchführung von zivilen Trainings- und Vermittlungskursen sowie durch eine Subvention des Bundes, des Landes und durch Mitgliedsbeiträge und Spenden von fördernden Mitgliedern.