Ehrenbürger von Stadtschlaining, Dr. Gerald Mader, verstorben

Veröffentlichungsdatum07.05.2019Lesedauer4 MinutenKategorienFriedensinstitut
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Nachruf auf Gerald Mader (01.04.1926 – 06.05.2019) 

von Ursula Gamauf, Friedenszentrum Schlaining 
Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung – ASPR

 

Der Gründer und langjährige Präsident des Friedenszentrum Schlaining, Dr. Gerald Mader, ist am 6. Mai 2019, im 94. Lebensjahr verstorben. Nicht nur die Friedensburg Schlaining trägt Trauer.

Was erzählt man über diesen besonderen Mann, der so viele von uns nachhaltig geprägt hat?

 

Gerald Mader war ein Visionär für den Frieden. Durch sein Lebenswerk, die Gründung des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung (1982), hat er Friedensforschung und Friedensarbeit in Österreich und darüber hinaus wesentlich mitgestaltet. All sein Tun war voll Leidenschaft und tiefer Überzeugung, all sein Engagement war das eindrucksvolle Bekenntnis eines Friedensvisionärs. 

 

Gerald Mader war ein großer Denker. Hinterfragen und Anzweifeln, kritische Forschung und waghalsige Theorien, Innovationen und Pioniergeist charakterisierten ihn – und zogen wiederum andere große Denker in seinen Bann und damit nach Schlaining, um sich dem kritischen Austausch über den Zustand der Welt und die Möglichkeiten für Frieden zu widmen.

 

Gerald Mader war ein Motivator. Viele friedensbewegte Menschen begleiteten ihn in seinem Engagement für Frieden. Er hatte die Gabe, ihnen genügend Freiheit zu geben, um sich zu verwirklichen – immer mit seiner Vision einer friedensfähigen Welt als Rahmen. Er erkannte Potentiale und förderte diese. Und er prägte dadurch Leben und Werk zahlreicher FriedenswissenschaftlerInnen im In- und Ausland.

 

Gerald Mader war auch ein Kämpfer. Geht nicht – gabs nicht. Nicht selten stieß er mit seinem Friedensprojekt an Grenzen und so manche Situation erschien ausweglos. Gerald verstand es jedoch, nach Schlupflöchern und Möglichkeiten zu suchen – und so fand er immer einen Weg, die Grenzen des Unmöglichen zu überwinden. 

 

Gerald Mader war ein Vorbild. Er lehrte uns, was es bedeutet, sich leidenschaftlich für die Realisierung einer Utopie einzusetzen. Trotz aller Widrigkeiten behielt er seinen Humor und bewies uns immer wieder mit einem Augenzwinkern, dass die Quadratur des Kreises möglich ist, wenn man nur fest daran glaubt und bereit ist, dafür einzutreten. 

 

Gerald Mader war, ist und bleibt ein Teil vom Friedenszentrum Schlaining. Gemeinsam mit seiner Frau Getrud (+2017) und zahlreichen MitstreiterInnen hat er eine Vision wahrwerden lassen. Bis zuletzt war er an allen Entwicklungen seines Friedenszentrums, aber auch der nationalen und internationalen Politik sehr interessiert. Und bis zuletzt hatte er die Vision von einer Welt, in der Frieden möglich ist… Diese Vision werden wir nun in seinem Sinne weitertragen.

Gerald wird uns fehlen. Doch er lebt in unserem Tun weiter. Er wird unvergessen bleiben. 

Lieber Gerald, ruhe in Frieden!

 

Daten aus dem Leben von Dr. Gerald Mader

Gerald Mader wurde am 1. April 1926 in Payerbach geboren. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft und nach Ende des Krieges studierte er an der Universität Wien und promovierte 1948 zum Dr. jur.Danach war er von 1949 bis 1950 Rechtsreferent der Arbeiterkammer für das Burgenland und danach bis 1971 als Rechtsanwalt in Mattersburg tätig. Nebenbei engagierte er sich als Vizepräsident der Österreichischen Liga für Menschenrechte. 

Gerald Mader war Initiator und erster Vorsitzender der Burgenländischen Volkshochschulen und des Vereins Burgenländischer Kulturzentren. Zwischen 1966 und 1986 war er Gründungsobmann des Bunds Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, Intellektueller, Künstlerinnen und Künstler im Burgenland. Zudem fungierte er als Verfassungsexperte der SPÖ Burgenland.

1971 wurde Gerald Mader Landesrat für Kultur, Gesundheit und Soziales. 1972 erhielt er den Österreichischen Förderungspreis für Erwachsenenbildung für die Erarbeitung eines gesamtösterreichischen Curriculums der Politischen Bildung. Bis 1984 gehörte er der Burgenländischen Regierung an. Er war federführend bei der Gestaltung der neuen Landesverfassung und beim Bau der burgenländischen Kulturzentren.

1982 gründete Gerald Mader das Institut für Friedensforschung und Friedenserziehung (heute: Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung - ASPR) auf Burg Schlaining und stand dem Institut bis 2011 als ehrenamtlicher Präsident vor. Unter seiner Leitung erhielt das ASPR 1987 den UN "Peace Messenger" Status. 

Er war auch Präsident der österreichischen UNESCO Kommission. Auf Antrag Maders beschloss die Generalkonferenz der UNESCO die Gründung eines "Europäischen Universitätszentrums für Friedensstudien" (EPU) in Schlaining (1990) und verlieh der von Mader geführten EPU 1995 den UNESCO-Price for Peace Education. Er stand der EPU bis 2014 als Rektor vor.

Gerald Mader organisierte die Burgenländische Landesausstellung „Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens“ im Jahr 2000, welche danach in ein permanentes Museum für den Frieden auf Burg Schlaining umgewandelt wurde. Dafür wurde Mader 2002 die Anerkennung für „hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Museumswesens“ vom Bildungsministerium ausgesprochen. 

Gerald Mader war in zweiter Ehe mit Getrud (+2017) verheiratet und Vater von vier Töchtern.

 

 

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