Nach einjähriger Pause kehrten die Brüder Eduard und Johannes Kutrowatz wieder in die Burg Schlaining zurück. Der klangfruehling 2012 schloss in seiner Programmierung nahtlos an seine zehnjährige Vergangenheit an und wurde vom Publikum wie eh und je mit Begeisterung aufgenommen.
Zu Beginn gab es die traditionelle, schon seit Monaten ausverkaufte „Gala“, in der die Brüder Kutrowatz ihre Referenz an Japan erwiesen, das mit einer kleinen Delegation vertreten war: mit Eigenkompositionen und Werken von Gerhard Krammer. Für den vor einigen Jahren hochbetagt verstorbenen großen burgenländischen Komponisten Jenö Takács und die österreichisch-amerikanische Jazzgröße Joe Zawinul gab es ein Geburtstagsständchen mit der bezaubernden Yi Liu am Riesenschlagwerk und mitreißenden Arrangements von Klaus Paier, der am nächsten Tag gemeinsam mit Radio String Quartet das Publikum fesselte.
Dieses außergewöhnliche, international sehr gefragte Ensemble, das auf Streichinstrumenten unter Zuhilfenahme von Elektronik alle klanglichen Möglichkeiten von subtilsten Schwebungen bis zu hämmernder Rhythmik auslotet, brachte virtuose, aus der Feder der Ensemblemitglieder stammende Arrangements bekannter Jazznummern zu Gehör, um sich im zweiten Teil des Konzerts mit der Musik von Klaus Paier auseinanderzusetzen, der innerhalb des zeitgenössischen Cross-over zu einem höchst individuellen Stil gefunden hat. Unvergesslich, was er abwechselnd dem Akkordeon und Bandoneon entlockt.
Seit den Anfängen des klangfruehlings ist die „Große Kammermusik“ alljährlich ein Fixpunkt des Festivalprogramms, bei dem unter der Schirmherrschaft von Johannes Kutrowatz bedeutende Werke der Kammermusik quasi zyklisch vorgestellt werden, darunter auch solche, die man gewohnt ist, in Orchesterbesetzung zu hören, wie die Klavierkonzerte von J.S.Bach und J.Haydn, bei denen Johannes Kutrowatz in den Soloparts brillierte. A.Dvoraks „amerikanisches“ Streichquartett und das bruitistische Quartett von Alberto Ginastera wiederum ließen die Qualitäten des international besetzten Streicherensembles (Christian Scholl, Martin Reining, Cynthia Liao und Luis Zorita) besonders zur Geltung kommen.
Mit „Bach und Rilke“ begab sich der klangfruehling auf neue Wege: Musik und Rezitation traten im ersten Teil des Programms in ein reizvolles Wechselspiel. Dem auswendig (!) deklamierenden, vom Publikum lebhaft akklamierten Ulrich Reinthaller, der die versponnenen „Duineser Elegien“ Rilkes wie aus persönlicher Betroffenheit heraus zum Erlebnis werden ließ, trat die meditative Interpretation einer Bach’schen Cellosuite auf der Marimba gegenüber, die zum Nachhorchen und Kräftesammeln einlud. Im zweiten Teil präsentierte Yi Liu, Shooting Star der österreichischen Percussion-Szene, Werke für Marimba und Klavier, Unterstützt von Anton Mühlhofer (Bongos), bei Chick Coreas berühmtem „Attendum“, auch von Christian Scholl (Violine) und von Eduard Kutrowatz (Klavier), der für diesen außergewöhnlichen Abend verantwortlich zeichnete.
„History of Tango“, ebenfalls ein „Renner“ beim Publikum, setzte ein beim klangfruehling 2007 begonnenes Vorhaben fort, bei dem die Brüder Kutrowatz begannen, die wichtigsten Werke von Astor Piazzolla in der kongenialen Bearbeitung für zwei Klaviere durch Kyoko Yamamoto vorzustellen. Anton Mühlhofer legte nicht nur zu Beginn des Abends ein fesselndes Percussion-Solo hin, sondern schrieb als langjähriger Weggefährte den Brüdern Kutrowatz auch weitere Kompositionen im Stil der Latin Music, deren wohl wichtigster Vertreter er in Österreich ist, auf den Leib.
Die Matinée zum Abschluss des Festivals brachte ein Wiedersehen mit den „Tanzgeigern“, auch diese seit Jahren ein Fixpunkt in den Programmen des klangfruehlings. Nicht nur musikalisch waren die aus der ganzen Welt im Reisegepäck mitgenommenen „Souvenirs“ und die beiden in das Programm eingebundenen Gäste aus fernen Ländern ein Genuss. Auch Rudi Pietsch, Primgeiger des Ensembles, der dem Publikum die Werke, deren Ursprung und emotionale Bedeutung entschlüsselte, übertraf sich wieder einmal selbst als Moderator.
Dass der klangfruehling in Verbindung mit dem romantischen Burghotel Schlaining und dem Thermen- und Vitalhotel Bad Tatzmannsdorf auch für das leibliche Wohl seiner Gäste exzellent sorgt und diesen eine herzliche Atmosphäre inmitten des Künstlerteams angedeihen lässt, muss kaum erwähnt werden. Das gehört zur Unternehmens-Philosophie des klangfruehlings.
Und wenn jetzt schon die ersten Kartenbestellungen für den klangfruehling 2013 vorliegen, der erst in groben Umrissen geplant ist, zeigt das, dass sich diese Philosophie auch bezahlt macht.
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