Österreichisches Städtebuch

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Herausgegeben von Othmar Pickl

 

Stadtschlaining  

von Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kropf


ein Gemälde einer Gruppe von Menschen in traditioneller Kleidung 

1. Name 

Der Name Schlaining wird erstmals 1271 als castrum Zloynuk in einer Urkunde von Przemysl Ottokar II. erwähnt und bezog sich damals auf die Burg Schlaining 1273 castrum Zlaunuk, 1274 castro Zolonouk,, 1289 Sliunic bzw. Sleunz; bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts ist dann vorwiegend die ungarische Schreibweise anzutreffen: 1371 Zalonuk, 1401 Salonak, 1406 Zalonok, 1430 Zolonak; seit der Mitte des 15 Jahrhunderts finden sich deutsche und ungarische Schreibweisen nebeneinander: 1443 Slening, 1446 Slenygk, 1451 Slanyk, 1461 Zolionok, 1464 Slwanig, 1522 Schläning, 1528 Schlaning, 1538 Zalonok, 1590 Schlaning, 1648 Szalonak, 1786 Schlaining.

 

Mundartlich.: slanig; ungarisch (amtlich bis 1921) Szalónak bzw. Városszalónak. 

Sowohl die deutsche als auch die ungarische Namensform weisen auf slawischen Ursprung hin. Aus dem altslawischen slava (Pracht, Ruhm) entstand im 12. Jahrhundert das Wort Slavnik, aus dem sich das ungarische Szalónak und das deutsche Schlaining ableiteten. Der Name Stadtschlaining wurde im Unterschied zu der am Fuße der Burg Schlaining gelegenen älteren Siedlung Altschlaining gebräuchlich. 

 

 2. Lage 

 a) Naturräumliche Lage 

Die Stadtgemeinde Schlaining besteht aus den Orten Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental, Stadtschlaining und dem Weiler Schönau. Diese Siedlungen weisen eine Seehöhe von 321 – 406 m auf. 

Stadtschlaining liegt auf einem Felssporn westlich über dem tief eingeschnittenen Bett des Tauchenbaches 47°19´28“ nördlicher Breite und 16°16´40“ östlicher Grad Nur einige wenige Häuser befinden sich in der Niederung des Tauchenbaches („Stiller Graben“); Bevölkerungsdichte 1991: 54,30 (1981: 52,38) EW/km². Die Gemeinde liegt am westlichen Abfall des Günser Bergland, an den schmalen Tallandschaften des oberen Tauchenbaches und seiner Zuflüsse sowie des Drumlingbaches und den breitmuldigen Tälern und weitgespannten tertiären Hügelrücken im Süden nach dem Austritt des Tauchen- und Drumlingbaches in das Vorland. An den West-Abhängen der Kleinen Plischa, jenseits des Tauchenbaches, liegt Schönau.

 J. Hofer, Geologie von Stadtschlaining und Umgebung. In: Festschrift zur Stadterhebung der Stadtgemeinde Stadtschlaining mit den Ortsteilen: Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental und Stadtschlaining (1992). 

 

b) Verkehrslage, zentrale Funktionen

Die Burg Schlaining lag an einer strategisch wichtigen, nord-südlich. Verlaufenden (Maut)Straße, die über das Bernsteiner Gebirge nach Süden führte. Im beginnenden 16. Jahrhundert kreuzten sich hier die Handelsstraßen: Schlaining-Neumarkt-Großpetersdorf-Rechnitz-Kószeg/Güns-Szombathely/Steinamanger mit Schlaining-Pinkafeld-Hartberg-Graz bzw. Pinkafeld-Friedberg-Aspang-Wiener Neustadt und Schlaining-Lockenhaus-Kirchschlag-Sopron/Ödenburg.

 

Die 1888 gebaute Eisenbahnlinie Szombathely/Steinamanger-Rechnitz-Großpetersdorf-Oberwart-Pinkafeld folgte dem breiten Pinkatal mit den damals wirtschaftlichen und verwaltungsmäßigen Zentren Großpetersdorf, Oberwart und Pinkafeld und nahm keine Rücksicht auf Schlaining mit seinem aufstrebenden Antimonbergbau und den großen Meiereien. Auch die Hauptverkehrswege des motorisierten Verkehrs folgten im 20. Jahrhunderts zunächst dem Pinkatal von Großpetersdorf-Oberwart-Pinkafeld und über den Wechsel nach Wien. Auch die in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaute Burgenlandstraße Bernstein-Oberwart-Stegersbach und die Autobahn über den Wechsel nach Hartberg und Graz berühren Schlaining nicht. Schlaining liegt im Schnittpunkt folgender Landesstraßen: L 240 (Oberwarter Straße) Oberwart-Drumling-Schlaining, L105 (Schlaininger Straße) Neustift-Schlaining-Neumarkt imTauchental-Großpetersdorf, L 361 (Goberlinger Straße) Schlaining-Goberling-Weißenbachl. 

Obwohl seit dem ausgehendem Mittelalter städtische Siedlungen und Mittelpunkt einer Großherrschaft mit richterlichen und verwaltungsmäßigen Aufgaben, vermochte sich Schlaining seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gegen die Siedlungen im Pinkatal wie Oberwart, Großpetersdorf und Pinkafeld nicht durchzusetzen.

 

Im Beschäftigungsbereich musste die Stadt im Jahrzehnt 181/91 ein Minus von 2ß % hinnehmen. Der (Antimon)Bergbau befand sich 1991 in der Liquidationsphase, wodurch der frühere Beschäftigtenstand von 151 auf 15 absank. Hingegen stieg die Bedeutung des Dienstleistungssektors; positive Entwicklung ist auch in den Sparten Handel, Lagerung, Gastgewerbe und Bankwesen zu beobachten. Dessen ungeachtet rangierte Schlaining 1991 in der Korrelationsanalyse an 11. (letzter) Stelle unter den Urbansiedlungen. 

 

Pendlerstatistik: Beschäftigte am Wohnort 1991 (1981) 946 (841), davon 692 (427) Auspendler, darunter 393 in andere Gemeinden des politischen Bezirkes (186 Oberwart), 237 in andere Bundesländer (42 Niederösterreich, 181 Wien); Beschäftigte am Arbeitsort 403 (573), davon 149 Einpendler, darunter 120 aus anderen Gemeinden des politischen Bezirkes Index des Pendlersaldos 42, 6; Index der Pendlermobilität 88,9.

 

 

 3. Vorstädtische Siedlung 

 3 a) Prähistorische Funde   

In der Ried Dornau in Neumarkt im Tauchental wurden Tongefäße, Feuersteinwerkzeuge und Hüttenlehmstöcke der mittelneolithischen Lengyelkultur (ca. 4.000 v. Chr.) gefunden. Der Scherbenfund einer mittelbronzezeitlichen Amphore (um 1.600 v. Chr.) bei Drumling lässt einen Zusammenhang mit den weltberühmten Antimonbronzen aus Velem-Szentvid, bei denen das Kupfer statt mit Zinn (Sn) mit Antimon (Sb) legiert ist, vermuten. Die Antimonabbaustätten dürften sich damals bei Rechnitz, Markt Neuhodis, Schlaining, Holzschlag und Bernstein befunden haben. Keramikfunde der späten La-Tènekultur (um 100 v. Chr.) und zahlreiche Eisenschlackenfunde entlang des Tauchenbaches belegen eine Besiedelung dieses Raumes in der Eisenzeit. Das Eisenerz entstammt der unmittelbaren Umgebung, z. B. von den Südhängen des Erzberges (Riedname „Arzberg“) zwischen Drumling und Altschlaining.

 

 K. Kaus, Schlackenplätze – Hügelgräber – Römersteine. In: Festschrift zur Stadterhebung der Stadtgemeinde Schlaining (1992); A. Barb, Ältere Beiträge zur Erforschung der Hügelgräber im Südburgenland, in Burgenländischen Heimaltblättern Jahrgang 22 (1960); W. Meyer, Bestandsaufnahme von Grabhügelgruppen im Raume Oberwart, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Hälfte 60 (1970). 

 

 

 3 b) Römische und frühgeschichtliche Siedlung   

Zu den berühmtesten Römerfunden des Burgenlandes zählen die in der römischen katholischen Pfarrkirche von Neumarkt im Tauchental eingemauerten Inschrift- und Reliefsteine. Sie wurden bereits 1534 von Apianus, 1566 von Wolfgang Lazius und 1757 in den kanonischen Visitationsprotokollen beschrieben sowie 1873 im Corpus Inscriptionum Latinarum (Band 3, Nummer 5056) publiziert: Familiengrabstein aus weißem Marmor (155 x 70), in der Nische mit den überlebensgroßen Brustbildern von einem Mann in römischen und zwei Frauen in einheimischer keltischer Tracht. Aufgrund der Mode der dargestellten Personen wird eine Datierung auf 150 – 160 nach Christus vorgenommen. Eine dazu gehörende Grabinschrift weist auf eine Abstammung aus dem keltischen Adel hin. Die Darstellung einer Weintraube liefert den Beweis für den Weinbau in dieser Region in der Römerzeit. Weitere Grabhügel der norisch–panonischen Hügelgräberkultur in der Nähe von Drumling und Goberling sowie römischen Tongefäßscherben, Dachziegelbruchstücke, ein Säulenschaft und Eisenschlacke aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus auf den Heiligenbrunnfeldern bei Altschlaining unterstreichen die Bedeutung dieser Region im Vorfeld von Savaria. 

 

 K. Kaus, Schlackenplätze – Hügelgräber – Römersteine. In: Festschrift zur Stadterhebung der Stadtgemeinde; B. Saria, Der römische Grabstein von Neumarkt im Tauchental. In: Burgenländischen Heimatblättern, Jahrgang 13 (1951); A. Barb, Die römischen Inschriften des südlichen Burgenlandes. In: Burgenländischen Heimaltblättern, Jahrgang 1 (1932); H. Ubl, Die Römerzeit des Bezirkes Oberwart. In: Österreichischen Kunsttopographie, Band 40: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Oberwart (1974). 

 

 

 3 c) Dorf- und Marktsiedlung   

Die Burg Schlaining wurde erstmals im Jahr 1271 erwähnt und war im Besitz der sogenannten Grafschaft von Güssing. Damals trat Heinrich II. von Güssing mit seiner ganzen „Familie“ auf die Seite des Böhmenkönigs Ottokar II. über und übergab diesem elf Burgen, darunter auch Schlaining (Zloynuk). 1289 eroberte Albrecht I. von Österreich in der „Güssingerfehde“ die Burg und einen Turm („Niclas tuern“) in Neumarkt im Tauchental, die geschliffen werden sollten. 

Im sogenannten „Freibrief“ von 1462, auch als „Stadtrecht von Stadtschlaining“ bezeichnet, gestattete Kaiser Friedrich III. Andreas Baumkircher bei seiner Burg Schlaining eine Stadt von neuem zu bauen und gewährte den bereits dort siedelnden Personen das Recht, in Niederösterreich und in der Steiermark frei Handel zu treiben. (Vergleich 4 c).

 

H. Dienst – I. Lindeck-Pozza - R. Kropf – W. Meyer (Red.). Die Güssinger Beiträge Geschichte der Herren von Güns/-Güssing und ihrer Zeit (13./14. Jahhundert). Ergebnisse der Symposien im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ vom 24. – 28. September 1986 und 1. – 4. Oktober 1987 auf Burg Schlaining Wissenschaftliche Arbeiten im Burgenland, Hälfte 79 (1989).

 

 

 4. Stadtherr, Stadtwerdung, Stadterhebung 

 4 a) Stadtherr (Ortsobrigkeit)   

Die Herren von Schlaining waren die jeweiligen Inhaber der gleichnamigen Herrschaft: zunächst vermutlich im Besitz des Geschlechtes von Ják; 1271 gehörte Schlaining den Güssinger Grafen 1327 oder 1336, nach der Niederlage der Güssinger gegen den ungarischen König Karl Robert I. von Anjou, fiel die Herrschaft an den König, der sie an die Familie Kanizsai verlieg (1342 – 1371). 1397 wurde die Herrschaft von König Sigismund an Nikolaus Zarka von Pecol und dessen Schwiegersohn Georg Tompek (Tannpeck) von Oroszvár verpfändet und 1401 Georg Tompek und dessen Bruder Johann geschenkt. 1445 eroberte Kaiser Friedrich III. die Herrschaft Schlaining und verpfändete sie an Andreas Baumkircher, der diese in den nächsten Jahren neben einer Reihe weiterer Grundherrschaft (Burg, Gerersdorf bei Güssing) käuflich erwarb, sodass 1471 30 Dörfer zur Gänze oder teilweise zur Herrschaft Schlaining zählten. Die „Baumkircherfehde“ (1469 – 1471) gegen Kaiser Friedrich III. endete 1471 mit der Hinrichtung Baumkirchers in Graz. Seine Söhne Wilhelm und Georg Baumkircher erwarben 1482 die Herrschaft Buchschachen und 1490 die Herrschaft Rechnitz. 1527 schenkte König Ferdinand die Herrschaft Rechnitz und Schlaining als heimgefallenes Leben Franz Batthyány, der sich gegen Barbara Baumkircher und ihre beiden letzten Ehemänner Veit von Fladnitz und Longinus von Puchheim erst 1539 und 1544 durchsetzen konnte. Von da an blieb Schlaining im Besitz der Familie Batthyány: Franz I. (1487 – 1566), Balthasar III. (1538 – 1590), Franz II. (1569 – 1625), Adam I. (1609 – 1659), Paul I. (1639 – 1674), Sigmund I. (1673 – 1728), Sigmund II.  (1712 – 1777), Maximilian (1739 – 1805), Philipp (1745 – 1795), Joseph Alexander (1777 – 1812), Ludwig (1807 – 1849), Christoph (1792 – 1878), Carl (1817 – 1892).

 

 H. Prickler, Schlaining im Mittelalter. In: Festschrift zur Stadterhebung der Stadtgemeinde. Schlaining; V. Zimányi, Schlaining unter der Familie Batthyány bis zum Ende der Türkenzeit, ebenda 

 

 

 4 b) Erwähnung als bürgerliche Siedlung

1540 Stat Schlaning, 1548 Ciuitas Zalonok, 1574 oppidum Zalonak, 1576 Zalonoky waras, 1514 Slening, nannte sich im 16. Jahrhundert civitas libera (Freistadt), 1590 Freystat Schlaning, 1596 Königliche Stadt Schlaning, 1609 „königliche Freistadt“ Schlaining, 1648 Szalonak Városa, 1697 Szalonake Város, 1750 oppidum Szalonak aliter Schläning, 1765 Markt Schlaining. 


4 c) Stadtcharakter, Privilegien, Stadterhebung

Im sogenannten „Freibrief“ von 1462, auch als „Stadtrecht von Stadtschlaining“ bezeichnet, gestattete Kaiser Friedrich III. Andreas Baumkircher bei seiner Burg Schlaining “ain stat von newem ze pawn und zu erheben“ und gewährte den dort Ansässigen das Recht, in Niederösterreich und der Steiermark frei Handel zu treiben. Die Stadt sollte der wirtschaftliche Mittelpunkt der großen Grundherrschaft werden.

1463 befreite Könige Matthias Corvinus die Bürger von Schlaining von der Entrichtung des Dreißigsten, 1500 von König Wladislaw II. bekräftigt, 1545 von König Ferdinand aufgehoben, 1556 erfolgte eine abermalige Befreiung.

1514 erließ Veit von Fladnitz, der dritte Gatte Barbara Baumkirchers, für Schlaining eine Stadtordnung. 1540 befreite Franz Batthyány die Bewohner von einem Großteil der Dienste. Die nicht zu den libertini (Freisaßlern) oder Adeligen gehörigen Bürger mussten jährlich nur 6 Kreuzer „Ungeld“ zahlen. Ab 1576 wurden sie auch davon befrei. 1636 hieß es, dass sie vormals 3 + 3 Kreuzer zahlten, aber „der Herr es ihnen erlassen hat zur Notwendigkeit der Stadt und dem Bau des Cimiteriums“. 1678 verkauften sie von Georgi bis zum Tag des Heiligen Lukas Herrschaft Wein. Sie mussten einen Wagen bis zu einer Meile fahren und Briefe tragen. 1765 waren sie bereits verpflichtet, für ein ganzes Stadthaus jährlich 3 Gulden zu bezahlen, 1768 durch einen neuen Vertrag auf 8 Gulden erhöht, hinzu kamen die Botengänge und fuhren von zwei Stunden nach Pinkafeld und Großpetersdorf. 

Schlaining zählte zu den sogenannten „Minderstädten“, die nach dem ungarischen Recht als oppida (Marktflecken) eingestuft waren. 

Durch Sitzungsbeschluss des Burgenländischen Landtages vom 4. September 1991 wurde der Marktgemeinde Schlaining ab 1. Oktober 1991 das Recht zur Führung der Bezeichnung „Stadtgemeinde“ verliehen (Zahl II/687/1/1991, Landesgesetzblatt Burgenland Nummer 80/1991).


 O. Aull, Die Gründung von Stadt Schlaining, In: Burgenland VjH. 1. 2. Jahrgang (1927/29); H. Prickler, Schlaining im Mittelalter (vergleich 4 a); V. Zimányi, Schlaining unter der Familie Batthyány bis zum Ende der Türkenzeit, ebenda; R. Kropf – W. Meyer, Andreas Baumkircher und seine Zeit. Symposion im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ vom 24. – 26. September 1982 auf Burg Schlaining. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Hälfte 67 (1983). 

 

 

 5. Die Stadt als Siedlung 

 

 5 a) Stadtanlage   

Die kurz vor 1462 errichtete Stadtanlage wurde auf der durch einen tiefen Graben von der Burg getrennten Anhöhe zwischen Burg und Kloster errichtet und im Dreieck durch eine starke, mit drei Toren versehene und durch Basteien und Türmen bewehrte Mauer mit der Burg einer Festungsanlage verbunden. Das vom Mauerring eingefasste Areal ist nicht übermäßig groß, doch die Mauerstärke lässt vermuten, dass die Baumkircher beabsichtigten, eine den Möglichkeiten der Zeit entsprechende ansehnlich Anlage zu schaffen. Die beidseitig der Langen-Gasse situierten Häuser dürften den ältesten Siedlungskern bilden, dem anschließend um und nach 1462 der die Ostseite des Marktplatzes bildende Häuserblock folgte. Es wird angenommen, dass der Marktplatz (heute Hauptplatz) ursprünglich von der neben der Burgbrücke liegenden alten Pfarrkirche bis zum (Schönauer) Tor, das zum Paulinerkloster führte, reichte. Seitenproportionen von rund 1 : 4 (ca. 35 m x 140 m; heute 

1 : 2, 35 m x 66 m). Die Hausparzellen der Ost-Seite des Hauptplatzes und der Nord-Seite der Langen-Gasse sind regelmäßiger und länger als die Parzellen auf der Süd-Seite der Langen-Gasse. Die wohlhabenden Bürger (Kaufleute) wohnten daher um den Hauptplatz, die angeseheneren Handwerker auf der Nord-Seite der Langen-Gasse.

 

1515 werden bereits die zum Kloster führende Vorstadt und das „Freudenthal“ (vermutlich die Häuser am Tauchenbach) – 1540 nicht mehr genant – erwähnt.

Vermutlich im 16. Jahrhundert erfolgte die Anlage der Meierhofsiedlung, 1540  wird ein abgebrannter Gutshof und 1648 werden ein sowie ein neuer Gutshof (Uj Major) genannt. 1842 Neubau des zweiten Meierhofes. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Stadelgasse an der Neustifterstraße angelegt. 

Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden die Siedlungen zwischen Meierhof und Friedhof, die Siedlung Obere-Heide und die Ziegelofen-Siedlung.

Hauserzahlen: 1787: 103; 1828: 146; 1880: 185; 1910: 176; 165; 1934: 183; 1951: 179: 1971: 647; 1981: 799 ; 1991: 851. 

 

 H. Prickler, Schlaining im Mittelalter. In : Festschrift zur Stadterhebung. 

 

 

 5 b) Gebäude   

Römisch katholische Pfarrkirche (ursprünglich Marienkirche /?/, dann Heilige Dreifaltigkeit, nun heiliger Josef): ehemalige Kirche des Paulinerklosters vom Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts, in den Kuruzzenkriegen (1704 – 1709) beschädigt. Barockisierung der Inneneinrichtung und Umbau 1732 – 1779. 1877/78 Kirchturm erbaut, 1978 . 1988 renoviert; daneben finden sich noch die Ruinen des nach 1458 errichteten Paulinerklosters – 1820 wurde ein Pfarrhaus auf dem Areal des Freidhofes errichtet 1976 wurde der Pfarrhof saniert.

Rosalienkapelle: 1713 zur Erinnerung an die Pest erbaut. – Evangelische Pfarrkirche: die älteste Toleranzkirche des Burgenlandes, 1782 – 1796 erbaut, Turm 1846. – Die heute noch bestehende Schlaininger Synagoge wurde um 1800 errichtet und 1864 von einem Pinkafelder Maurermeister umgebaut und renoviert. Sie stand von 1938 bis 1986 leer oder wurde als Abstell- und Lagerraum benutzt. 1986 bis 1988 wurde sie gemeinsam mit dem ehemaligen Rabbinerhaus renoviert und  1989 als Bibliothek der „Friedensuniversität“ eingerichtet.  

Burg: Die Anlage wurde vermutlich 1240 wahrscheinlich von den Güssinger Grafen errichtet. Ob sie nach der „Güssinger Fehde“ (1289) geschleift wurde, ist unklar. Weiterer Ausbau unter der Familie Tompek. Seit ca. 1450 ließen Andreas Baumkircher und seine Erben die Burg beträchtlich erweitern und mit Wehrmauern umgeben. 1648/49 ließ Adam Batthyány einen großen Weinkeller mit Granarium sowie ein neues Burgtor (von Anton Butz aus Schildbach bei Hartberg) anlegen. Hervorzuheben sind der Rittersaal aus der Mitte des 17. Jahrhunderts , die Engelssäle mit Stuckdecken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Burgkapelle (Hochaltar mit Altarblatt von Johann B. Rannacher von 1750). Die Brückenfiguren wurden 1752 von Johannes Piringer geschaffen. – 1842 ließ Graf Ludwig Batthyány in Schlaining einen Meierhof neu errichten. – Stadtbrunnen 1875.

Gemeindeamt: ursprünglich Bürgerhaus aus dem 19. Jahrhundert, nach 1945 von der Gemeinde erworben und zum Gemeindeamt adaptiert, 1959 aufgestockt. Seit 1968 neues Schulgebäude für Volks- und Hauptschule (vergleiche weiter 17 a b).

 

Bürgerhäuser mit Arkaden aus dem 17. Jahrhundert am Hauptplatz und in der Langen-Gasse. Die drei Stadttore (Altschlaininger-, Oberwarter- und Schönauer-) wurden um 1875 abgebrochen.

Goberling: Evangelische Filialkirche (ehemalige heilige Elisabeth), vermutlich im 13. Jahrhundert. Bei der Renovierung im Jahr 1959 frühgottsicher Fresken entdeckt.

Evangelischer Bet- und Schulhaus1928, Turm 1896 (1973abgetragen).

Neumarkt im Tauchental: römisch katholische Pfarrkirche (heiliger Nikolaus), 1289 wird der Niklasturm erwähnt. Die Kirche dürfte aus dem 13. Jahrhundert stammen.

Drumling: Evangelische Bet- und Schulhaus 1855/56, Turm 1910 .

Österreichische Kunsttopographie Band 40: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Oberwart. 

 

 

5 c) Brände und Überschwemmungen   

Brände: 1652 brannte die ganze Stadt ab. Das Feuer brach beim Haus des Richters aus.

Freiwillige Feuerwehr Schlaining(Városszalónaki önkéntes tüzoltó egyesület) 1889 gegründet.

Altschlaining 1622 abgebrannt; Großbrände 1881, 1890, 1909; am Pfingstmontag 1910 brannten die Häuser Nummer 9 und 10 ab. – Goberling: 1929 Brand der Aufbereitungsanlage des Antimonwerkes.

Freiwillige Feuerwehr Altschlaining 1905; Freiwillige Feuerwehr Drumling 1903; Freiwillige Feuerwehr Goberling 189; Freiwillige Feuerwehr Neumarkt im Tauchental 1908. 

Hochwasser: Durch die Lage auf einem Felssporn über dem Tauchental ist Schlaining vor Überschwemmungen geschützt. 1954 in Goberling, Altschlaining und Neumarkt im Tauchental; 1968 in Drumling und Goberling.

 

 

 6. Bevölkerung 

 6 a) Herkunft und soziale Gliederung   

Schlaining zeigte seit dem 16. Jahrhundert eine vielfältige soziale Gliederung. Nach der Einführung der Gegenreformation ließen sich viele Protestanten, darunter Adelige aus Niederösterreich und Steiermark, in Schlaining nieder (vergleich 15 b). Die Freisaßler („liberi“, „libertini“) bildeten die elitäre Schicht von Schlaining. Sie besaßen im 16. und 17. Jahrhundert zumindest ein ganzes Haus und verfügten über Sonderrechte. 1548 werden vier Liebertini und 17 geflüchtete Adelige in Schlaining genannt. Die „liberi“, als Mitglieder der grundherrschaftlichen „familia“ geführt, kamen in der Offiziersnamenliste des gutsherrschaftlichen Privatheeres und in den Listen des Verwaltungspersonals der Herrschaft vor. Vielfach handelte es sich um verarmte Angehörige transdanubischer Adelsfamilien. Mitglieder der Familie Faieront (Feyerabend) und Szaibolt übten häufig führende Ämter in der Verwaltung der Großgrundherrschaft aus und besaßen freie Grundstücke in Schlaining. Die größte Bedeutung erlangte die Familie Jobbágyi, die zwei Generationen hindurch Verwalter in Schlaining und Rechnitz stellte. Die absolutistische Grundherrschaft begann im 18. Jahrhundert einen relativ geschlossenen Untertanenverband auszubilden. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verschwanden alle Begünstigungen und Freiheiten der „liberi“. Diese wanderten ab, ihre Häuser wurden von der Grundherrschaft eingezogen und häufig an Juden vermietet. Freikäufe wurden zurückgelöst und die darauf sitzenden Personen wieder in den Untertanenverband eingegliedert.

 

Die zweite Gruppe waren die Städter, die als Handwerker oder Kaufleute dem Grundherrn untertan waren.

Die dritte Gruppe bildeten die in der Vorstadt („Hostat“) lebenden Personen. Sie werden 1576 erstmals als die „Pester“ Häusler erwähnt und siedelten bei den Ziegel- und Kalkbrennöfen.

In Schlaining befanden sich im 16. und 17. Jahrhundert 43 – 45 ganze Höfe und in der Vorstadt 1648 bereits 31 Häuser.

 

Türken: In der Burg Schlaining wurden türkische Gefangene eingesperrt – im Keller der Burg einfache Soldtaten, im Turm die vornehmeren Türken. 1589: 43 Personen; 1641/1650: 260 Personen auf den Burgen Güssing, Schlaining, Rechnitz und Bernstein, 1706 wurden auf der Burg Schlaining noch immer türkische Gefangene bewacht. Sie wurden zu verschiedenen, meist schweren (Steinbruch)arbeiten herangezogen und erst entlassen, wenn sie sich freikauften.


Die soziale Gliederung der Bevölkerung nach ihrer rechtlichen Stellung im 18. Jahrhundert: „Stadtbürger“, die innerhalb der Stadtmauern wohnten und ein Haus oder einen Teil davon besaßen. 1765 gab es sechs ganze, 46 halbe und 23 Viertelhäuser. Vorstädter, die zwischen dem Kloster und dem Schönauer Tor wohnten , sie wurden als Häusler eingestuft und waren robotpflichtig. Schönauer und Bachsöllner (-häusler). Die maria-the-resianische Urbarialregelung ermittelte in Schlaining 139 herrschaftliche Untertanen, davon waren 63 Lehensbauern, 65 Söllner mit, 11 ohne Haus. Gliederung der männlichen Bevölkerung 1787: 2 Geistliche, 1 Adeliger, 2 Honoratioren, 82 Bürger, 1 Bauer, 69 Erben von Bürgern, 65 Söllner, 31 sonstige.

Im Urbar von 1515 werden 19 Handwerker registriert: drei Schmiede, je zwei Schneider, Schuster, Klingenschmiede, Fleischhauer und Krämer, je ein Weber, Schlosser, (Tuch)Scherer, Kürschner, Glaser und Zuschroter, in der Vorstadt sowie im Freudenthal je ein Hafner, Koch und Schleifer. 1742/44 werden 35 Gewerbetreibende in der Stadt und zwei in Schönau genannt: sieben Schuster, sechs Schneider, vier Tschischmenmacher, je drei Tischler und Maurer, je zwei Hufschmiede, Fleischhacker und Kürschner sowie je ein Bäcker, Lederer, Leinweber, Drechsler, Chirurg und Greißler. Relativ bedeutend waren im 18. Jahrhundert Fleischhacker (Familie Seybold), die den herrschaftlichen Hof belieferten.

 

Berufliche Gliederung 1910 (1900): Land- und Forstwirtschaft 30,69 % (24,66 %), Bergbau 6,69 % (6,80), Industrie und Gewerbe 37,57 % (43,59 %), Handel und Kreditwirtschaft 

6,12 % (8,18 %), Verkehrswesen 3,63 % (1,72 %), öffentlicher Dienst, freie Berufe 

5,93 % (6,29 %), Taglöhner 2,10 % (3,53 %), Hausgesinde 3,35 % (2,84 %); 1934: Land- und Forstwirtschaft 35,31 %, Industrie und Gewerbe 34,48 %, Handel und Verkehrswesen  8,43 %, öffentlicher Dienst 3,87 %, freie Berufe 2,85 %, ohne Beruf 11,05 %. 1991: Land- und Forstwirtschaft 4,75 %, Bergbau 3,38 %, Gastgewerbe 6,66 %, Verkehrs 3,08 %, Geldund Versicherungswesen 4,27 %, persönliche, soziale und öffentliche Dienste 24,85 %. Pensionisten 24,43 %.

 

V. Zimányi, Schlaining unter der Familie Batthyány bis zum Ende der Türkenzeit. In: Feschschrift zur Stadterhebung.

Die soziale Gliederung der Bevölkerung nach ihrer rechtlichen Stellung im 18. Jahrhundert: „Stadtbürger“, die innerhalb der Stadtmauern wohnten und ein Haus oder einen Teil davon besaßen. 1765 gab es sechs ganze, 46 halbe und 23 Viertelhäuser. Vorstädter, die zwischen dem Kloster und dem Schönauer Tor wohnten, sie wurden als Häusler eingestuft und waren robotpflichtig. Schönauer und Bachsöllner (-häusler). Die maria-the-resianische Urbarialregelung ermittelte in S. 139 hftl. Untertanen, davon waren 63 Lehensbauern, 65 Söllner mit, 11 ohne Haus. Gliederung der männlichen Bevölkerung 1787: 2 Geistliche, 1 Adeliger, 2 Honoratioren, 82 Bürger, 1 Bauer, 69 Erben von Bürgern, 65 Söllner, 32 sonstige.

Im Urbar von 1515 werden 19 Handwerker registriert: drei Schmiede, je zwei Schneider, Schuster, Klingenschmiede, Fleischhauer und Krämer, je ein Weber, Schlosser, (Tuch)Scherer, Kürschner, Glaser und Zuschroter, in der Vorstadt sowie im Freudenthal je ein Hafner, Koch und Schleifer. 1742/44 werden 35 Gewerbetreibende in der Stadt und zwei in Schönau genannt: sieben Schuster, sechs Schneider, vier Tschischmenmacher, je drei Tischler und Maurer, je zwei Hufschmiede, Fleischhacker und Kürschner sowie je ein Bäcker, Lederer, Leinweber, Drechsler, Chirurg und Greißler. Relativ bedeutend waren im 18. Jh. Fleischhacker (Familie Seybold), die den hftl. Hof belieferten.

 

Berufliche Gliederung 1910 (1900): Land- u. Fortwirtschaft 30,69 % (24,66), Bergbau 6,69 (6,80 %), Industrie und Gewerbe 37,57 % (43,50 %), Handel und Kreditwesen 6,12 % (8,18 %), Verkehrswesen 3,63 % (1,72 %), öffentlicher Dienst, freie Berufe 5,93 % (6,29 %), Taglöhner 2,10 % (3,53 %), Hausgesinde 3,35 % (2,84 %); 1934: Land- und Forstwirtschaft 35,31 %, Industrie und Gewerbe 34,48 %, Handel und Verkehrswesen 8,43 %, öffentlicher Dienst 3,87 %, freie Berufe 2,85 %, ohne Beruf 11,05 %. 1991: Land- und Forstwirtschaft 4,75 %, Bergbau 3,38 %, Gewerbe, Industrie 24,55 %, Bauwesen 19,48 %, Handel, Lagerung 8,55 %, Gastgewerbe 6,66 %, Verkehr 3,08 %, Geld- und Versicherungswesen 4,27 %, persönliche, soziale und öffentliche Dienste 24,85. Pensionisten 24,43 %. 

 

 V. Zimányi S. unter der Fam. Batthyány bis zum Ende der Türkenzeit. In: Festschrift zur Stadterhebung.  

 

 6 b) Seuchen 

Pestepidemien sind bekannt aus den Jahren 1350 und zu Beginn der 50er Jahre des 16. Jahrhundert; 1713 kam es im Gefolge der Pest zur Stiftung der Rosalienkapelle. 

Cholera: 1831.

 

 6 c) Bevölkerungsverzeichnisse, Kirchenmatriken 

Matrikeln der röm. kath. Pfarre Stadtschlainings: Tauf- und Sterbematrikeln ab 1727, Trauungen ab 1804. Ab 1782 Matrikeln der Evangelischen Pfarrkirche Stadtschlaining. 


 6 d) Bedeutende Familien und Geschlechter 

Zu erwähnen sind die Familie der Grundherren Baumkircher und Batthyány bzw. deren Verwalter Jobbágyi.

 

 6 e) Bedeutende Personen 

Andreas Baumkircher (Vipava/Wippach in Krain um 1420-Graz 1471). Er gründete um 1462 die Stadt Stadtschlaining, das Schlaininger Paulingerkloster und befestigte die Burg Schlaining. Baumkirchers Bauprogramm lautete (nach einem aus dem 15. Jahrhundert überlieferten Ausspruch): eine „Kirche für Gott“ (Paulinerkloster), eine „Stadt für die Welt“ (S.) und eine „Burg für den Teufel“.-Univ. Prof. Dr. Helmut Schelsky (Chemnitz 1912-Münster 1984), bekannter deutscher Soziologe, verbrachte in seinen letzten Lebensjahren den Sommer in seinem Haus in Stadtschlaining. Sein Grab befindet sich in Stadtschlaining neben der Rosalienkapelle. DDDr. Udo Illig (Graz 1897 – Graz 1989) war Kammeramtsdirektor des Handelskammer Steiermark, 1927-1938 Mitglied des Steiermärkischen Landtages, 1945 Bürgermeister von Graz, 1945-1953 Landesrat in der Steiermärkischen Landesregierung, 1953-1956 Bundesminister für Handel und Wiederaufbau (Staatsvertagskabinett Raab I. und Raab II.), 1956-1980 Besitzer der Burg Schlaining – Franz Stesgall (1875-1954), war bis 1924 erster Landeshauptmannstellvertreter des Burgenlandes – Richard Charmatz (Schlaining 1879 – Wien 1965), bekannter liberaler Historiker und Journalist. In Wien war er politischer Redakteur der „Neuen Freien Presse“. 

 Publikationen: Deutsch-Österreichische Politik, 5 Bdd. (1907); Österreichs innere Geschichte von 1848-1907, 2 Bdd. (1909); Lebensbilder aus der Geschichte Österreichs (1947) u.a. 

 

 6 f) Einwohnerzahlen 

Stadtschlaining zählte einschließlich der Vorstadt um 1650: 380-430 Einwohner.  1787: 1.011; 1804: 1.150; 1819: 1.443; 1830: 1.448, 1857: 1. 527.

 1869:   1.451 (a+2.134) 3.585; 1880: 1.339 (a+2.294) 3.633; 1890: 1.242 (a+2.433) 3.675; 1900: 1.161 (a+2.407) 3.568; 1910: 1.046 (a+2.075) 3.121; 1920: 973 (a+2.013) 2.986; 1923: 881 (a+1.914) 2.795; 1934: 878 (a+1.817) 2.695; 1939: 848 (a+1.719) 2.567; 1951: 842 (a+1.582) 2.424; 1961: 774 (a+1.481) 2.255; 1971: 2.273; 1981: 2.203; 1991: 2.284; 1994: 2.277.

a= Eingemeindungen 1971

 

 6 g)  

Der Friedhof für beide christlichen Konfessionen befand sich bis 1815 bei der Kloster Kirche. Die kanonische Visitation von 1779 berichtet, dass das gemeinsame Friedhofsareal für die Konfessionen zweigeteilt ist. 1815 wurde ein neuer Friedhof von der Gemeinde Stadtschlaining errichtet, im Zweiten Weltkrieg geschlossen. Seit 1869 besteht ein neuer Friedhof an der Oberwarter Straße, der bis 1982 von beiden Kirchengemeinden gemeinsam betrieben wurde, seither Gemeinde Friedhof.

Jüdische Friedhöfe: Der erste jüdische Friedhof soll sich östlich der Stadt, am Abhang zum Tauchental, befunden haben. Ein zweiter Friedhof wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts entlang der heutigen Basteigasse angelegt (bis 1901). Ein dritter jüdischer Friedhof wurde 1902 eröffnet. 

 

7. Sprachen 

Die Umgangssprache der Bevölkerung war und ist deutsch.

 

 8. Wirtschaft 

 8 a) Allgemeine Wirtschaftsentwicklung 

Die Bewohner von Stadtschlaining waren seit der Gründung der Stadt vorwiegend im Handel und Gewerbe tätig, wobei daneben meist noch eine kleine Landwirtschaft betrieben wurde.

 

Seit dem Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert ist im Ried „Arzberg“ Weinbau nachweisbar. Die gewerblichen Produktion der Bürger orientierte sich vorwiegend am Bedarf des grundhftl. Hofes. Während der Baumkircherzeit und in der Türkenzeit ist ein gewisser Schwerpunkt auf der Eisen- und Metallverarbeitung zu erkennen. Danach hat sich die Struktur des Gewerbes völlig geändert. Durch die Auflösung des im 16. Jahrhundert betriebenen Batthyányschen Eisenwerks und die Schließung des Altschlaininger Eisenhammers verschwand das Eisengewerbe. Im 18. Jahrhundert ist die Dominanz von Gewerben, die vorwiegend Agrarprodukte verarbeiten, erkennbar. Dieses typische Landhandwerk produzierte in erster Linie für den begrenzten lokalen Markt. Von überregionaler Bedeutung war der Bergbau (Eisenerz, Kupfer, Schwefel und Vitriol); Abbau und Verhüttung von Erzen ist schon aus dem Mittelalter überliefert. Andreas Baumkircher erhielt 1469 von Matthias Corvinus ein Priv. zur Eröffnung von Bergwerken.

 

Meiereien sind seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Zum Schlaininger Meierhof gehörte bis zum Ende des 17. Jahrhundert ein fünfteiliges Ackerfeld von 126 Joch. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand die neue Meierei, an die im 17. Jahrhundert mehr als 400 Joch Ackerland angeschlossen wurde.

 

Die 1.435 Kat. Joch (825,79 ha) Agrarfläche war 1895 verteilt auf 704 Kat.Joch (405,13 ha) Acker, 19 Kat. Joch (10,93 ha) Gärten, 34 Kat. Joch (19,57 ha) Wiesen, 219 Kat.Joch (126,03 ha) Weiden und 383 Kat. Joch (220,40 ha) Wald; 76 Kat. Joch (43,73 ha) waren unproduktiv. Die Zahl der Wirtschaften lag bei 168. 1990 wurde die 2.117 ha große Gesamtfläche von 301 Betrieben bewirtschaftet, von diesen waren lediglich 13 Vollerwerbsbetriebe.

 

1438 werden in Stadtschlaining eine Mühle und ein hftl. Meierhof am Tauchenbach mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude (Keller und Mühle) erwähnt. Die Hft. Betrieb auch einen am Tauchenbach gelegenen Eisenhammer (1515 in Altschlaining erwähnt). 1493 Nachbestiftung der Baumkirchnersöhne für das Paulinerkloster: eine Mühle mit zwei Rädern am Tauchenbach, ein Fischteich in Neumarkt i.T. und ein Landgut (Mönchmeierhof). 1648 werden eine Ziegelscheune und ein Ziegelofen erwähnt: 1663 wird der Hofziegelmeister Matthes Böhm gen. 1648 gab es auch Kalköfen, von denen sich einer 1678 neben dem „Kloszpach“ befand. 

 

Im 17. Jahrhundert gehörten in Stadtschlaining zu einem Stadthaus ein Ackergrund von zehn Metzen (ca. 2,9 ha) und eine Wiese auf der ein Wagen (Fuder) Heu geerntet werden konnte.

 

 H. Prickler, Stadtschlaining im Mittelalter. In: Festschrift zur Stadterhebung; R. Kropf, Von Den Batthyányschen Teilungen bis zur Revolution von 1848, edba. 

   

8 b) Fabriken und Großbetriebe seit Beginn der Industrialisierung  

Mit dem Niedergang der handwerklichen Produktion und der Auflösung der Grundhft. setzte auch der Niedergang von Stadtschlaining ein. Im 19. und 20. Jahrhundert gelang es keinem einzigen Handwerksbetrieb, sich auf maschinelle Produktion umzustellen. 1900 bzw. 1910 gab es 111 Gewerbebetriebe, alle waren Kleinbetriebe. Die Periode eines langanhaltenden Niederganges führte zu einer völligen Entindustrialisierung der Siedlung. Von den insgesamt 64 Arbeitsstätten im Jahre 1991 entfielen 17 auf persönliche, soziale bzw. öffentliche Dienste, 16 auf Gastgewerbe, 13 auf Handel, Lagerung, 8 auf Gewerbe.

 

Der bedeutendste Betrieb in Stadtschlaining war das Antimonbergwerk. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts sind die Lagerstätten bekannt und wurden auch abgebaut. 1859 im Besitz von J.E. von Körmendy, 1876 im Konkurs. 1878 an die Firma J.M. Miller & Co. verkauft, Beginn eines rationellen Abbaues. 1881/82 wurde eine neue Aufbereitungsanlage errichtet und eine neue Schmelzhütte (1884) gebaut. Dank der Untersuchungen des Bergwerksdirektors C. Rochata wurde 1899 das Revier Kurtwald erschlossen. 1917 Umwandlung in die „Szalónaker Bergbau Actiengesellschaft“. Das geschmolzene Antimon musste bis 1922 mit Fuhrwerken zum Bahnhof nach Großpetersdorf gebracht werden. 1919-1922 wurde eine Seilbahn nach Bad Tatzmannsdorf gebaut und bis Glashütten verlängert. Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die Errichtung einer neuen Erzaufbereitungs(Flotations-)anlage. Im Oktober 1929 fiel diese einem Brand zum Opfer, daraufhin wurde der Betrieb eingestellt und das Unternehmen liquidiert. 1938 Wiederaufnahme und Intensivierung des Betriebes durch die Kärntner Bergwerksgesellschaft. (Interessen seitens des deutschen Rüstungsindustrie). 1946 von des Sowjetunion als „Deutsches Eigentum“ beschlagnahmt und des USIA eingegliedert, 1955 dem verstaatlichten Unternehmen des Bleiberger-Bergwerks-Union (BBU) angegliedert, 1990 wegen Erschöpfung des Lagerstätten geschlossen.

 

Pelzwerk Dafert: Dafert 1966-1991. Hosenfabrik Zorn: 1968-1994, 1972 Fabriksbau, 1992 102 Beschäftigte. Bauunternehmen Viktor Binder 1962-1994, zuletzt 17 Beschäftigte. Werkstätte Schlaining, 1983 als „Geschützte Werkstätte Schlaining“ gegründet, seit 1995 Selbsthilfewerkstätten Betriebsges. mbH, 1994 34 Beschäftigte. 

 

 O. Rochata, Zur Geschichte und Entwicklung des Antimonbergbaues bei Schlaining. Bgld. HbII. Jg. 2 (1933) 

 

8 c) Märkte, Messen und Ausstellungen 

Stadtschlaining erhielt erst 1567 Marktrecht, aber schon 1514 wird das Standgeld (Marktplatzgebühr) erweitert. Seit dem gleichen Jahr sind vier Jahrmärkte (Oculi-, Pfingst-, Michaeli- und Weihnachtsmarkt) überliefert, sie werden auch noch heute abgehalten. Sie waren mit 14tägiger Freiung vor und nach dem Markt verbunden. Ein Wochenmarkt fand jeweils am Montag bis 11 Uhr statt. 

 

8 d) Organisationen des Handels und Gewerbes; Geldinstitute 

Die Stadtordnung von 1514 enthielt auch den Handel betreffende Regelungen. So war es den bürgerlichen Händlern verboten, mit auswärtigen Händlern Handelskompanien zu bilden. Schlaininger Händler werden in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts sowohl im Geschäftsbuch des Wiener Neustädter Kaufmannes Alexius Funck als auch im Register des Rudersdorfer Dreißigers genannt. Handelswaren waren Ochsen, Rinder, Schweine, Felle, Häute, Wolle, Dörr- und Frischobst, Honig, Wachs, Getreide und andere Naturalien. Importiert wurden Textilien, Metallwaren, Salz, Gewürze, etc.

 

Zünfte: Drechsler 1437 (Handwerksordnung); Tschischmenmacher 1497 (Statut); Müller 1638; Schuhmacher 1641; Hufschmiede und Wagner 1676; Leinweber 1693 (Adam III. Batthyány stellt dem Schlaininger Leinweberhandwerk eine Zunftordnung aus). 1804/1819 werden in Schlaining zehn Zünfte mit 103 örtlichen und 160 Außenmeistern genannt. Mit Ausnahme der Tschischenmacher erlangten im 18. und 19. Jahrhundert überregionale Bedeutung. 

 

1882 „Stadt Schlaininger Sparcassa Actiengesellschaft“ (Város-Szalónaki takarék-pénztar részvénytársaság) gegründet, 1927 liquidiert. 1913 „Városszalonaki általános takarékpénztár rt.) durch Umwandlung der Genossenschaft „Városszalonoker Aushilfs-Verein“ in eine Aktiengesellschaft, 1926 liquidiert. . Raiffeisenkasse seit 1920.

 

8 e) Verkehrs- und Nachrichtenwesen 

1869 wurde in Stadtschlaining ein Postamt II. Klasse durch die Sopron/Ödenburger Postdirektion eröffnet. 1886 wurde ein Telegrafenamt eingerichtet. Seit 1910 war in Stadtschlaining auch ein Telefonamt. Der offizielle Name lautete bis 1907 Szalónak, dann Városszalónak. 

 

Von 1939 bis 1945 bestand in Altschlaining eine deutsche Poststelle I. 1884 wurde in Neumarkt im Tauchental (Vas-Kethely) ein Postamt IV. Klasse errichtet, 1891 wurde das Amt geschlossen, 1895 wiedereröffnet, 1907 in Felsökethely umbenannt. Am 31. Dezember 1973 wurde das Postamt Neumarkt aufgelassen.

 

 8 f) Fremdenverkehr 

Der Besitzer der Burg Schlaining, DDDr. Udo Illig, richtete nach 1957 in den Räumen der Burg eine Frühstückspension „Burghotel“ ein.

 

1986 bis 1988 Umbau des „Giczyhofes“ zum modernen „Hotel Burg Schlaining“ mit 65 Betten für das Friedensinstitut (vgl. 17c), seit 1992 „Konferenzhotel Schlaining GmbH“, 1994 mit 121 Betten und 16 Beschäftigen. 

 

1992 Eröffnung eines Studentenhotels mit 44 Zweibettzimmern und Seminarräumen für die Friedensuniversität. 

 

Entwicklung des Fremdenverkehrs: 1989 4.632 Übernachtungen, davon 880 Ausländer, 1990 7.600, davon 3.860 Ausländer, 1991 6.927, davon 1.715 Ausländer, 1992 8.681, davon 3.158 Ausländer, 1993 14.831, davon 8.708 Ausländer, 1994 15.938, davon 9.743 Ausländer.

 

 K. Arnold, Arbeiten zu einem Fremdenverkehrskonzept für Stadtschlaining. Manus. Wien (1992). 

 

 9. Verfassung und Verwaltung 

   

 9 a) Verfassung und Verwaltung bis 1921 

1514 Stadtordnung  (Ordnung Gemainer Stat Slening“) von Veit von Fladnitz. An der Spitze der Bürgerschaft stand ein Stadtrichter, der auf ei Jahr bestellt wurde. Die Gemeinde Versammlung wählte am Georgitag (24. April), an dem der alte Richter vor der ganzen hierzu berufenen Gemeinde sein Amt niederlegte, aus ihrer Mitte vier für das Richteramt geeignet erscheinende Männer aus. Die Hft. bestimmte den von ihr am „tauglichsten“ gehaltenen Kandidaten zum Richter. Der Stadtrichter hatte eidlich zu geloben, der Hft. und der Stadt nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen. Ihm zur Seite standen 12 Räte, sechs wurden gewählt, sechs vom Stadtrichter bestimmt. Nach dem Eid des Richters mussten die Räte und die Gemeindebürger geloben, dem Richter und der Hft. Gehorsam zu leisten. Ein äußerer Rat wurde nicht gewählt. Aufgaben des Stadtrichters: Sperren und Öffnung der Stadttore, Organisierung der Bewachung der Stadt, Rechtshilfe für die Bürger in der Stadt und in ihrem Burgfried. Der Richter wirkte als der „verlängerte Arm“ der Hft. in Sachen der niederen Gerichtsbarkeit. Kam er seiner Pflicht nicht nach, drohte ihm seitens der Hft. schwere Bestrafung.

 

Als ständiger Gerichtstag galt der Freitag. Eine Appellation an das „Gegendrecht“ (den Herrenstuhl“, das hftl. Gericht) als höhere Instanz war möglich.

 

Die Erlangung des Bürgerrechtes des Stadt setzte den Erwerb eines Hauses in der Stadt voraus. Innerhalb von 14 Tagen ab dem Zuzug musste sich der neue Stadtbewohner beim Stadtrichter melden. Nach Ablegung eines Treuegelübdes gegenüber dem Stadtrichter erhielt er das Bürgerrecht und wurde in Stadtbuch (Grundbuch), ebenso in ein Register der Namen der neuaufgenommen Bürger eingetragen. 

 

Aus der Schlaininger Stadtordnung von 1514 geht nicht eindeutig hervor, ob die Stadt im Besitz der Blutgerichtsbarkeit war. Sie dürfte vermutlich dem Hftsinhaber und dessen „Gegendrecht“ vorbehalten geblieben sein. 

Ab dem 16. Jahrhundert zog das Patrimonialgericht alle Rechtsangelegenheit an sich. Nun unterstand jede Strafangelegenheit über einen Gulden dem Wirkungsbereich des Patrimonialgerichtes. Die Abwicklung der Verlassenschaften der Untertanen sowie alle Angelegenheiten, die mit dem Verkauf von Grundbesitz verbunden waren, zog die Hft. ebenfalls an sich. Die Fam. Batthyány verschaffte sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auch das Jus Gladii (Blutbann). 

 

Das Sedrial-Judicium von 1789 stellte fest, dass bei der Richterwahl die Stadt den Vierervorschlag hätte. Die Hft. wählte dann aus den vier Personen den Richter aus. Die Zahl der Räte scheint bis zur Mitte des 18. Jahrhundert herabgesetzt worden zu sein. 1765 werden in der ganzen Stadt nur zwei Räte, 1790 in der halben Stadt vier Räte erwähnt.

 

 H. Prickler, S. im MA. In: Festschrift zur Stadterhebung; R. Kropf, Die Stadtordnung von Stadtschlaining aus dem Jahr 1514. In: U. Döcker – R. Kropf (Red.), Andreas Baumkircher – Erben und Nachfolger. Symposium im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ vom 20. – 24. September 1989 auf Burg Schlaining Wiss. Arb. Bgld. H. 88 (1992); M. F. Bothar, Ein Beitrag zum Stadtrecht von S. In: Bgld. Hbll. Jg. 11 (1949); O. Gruszecki, Das “Stadtrecht der Stadt Schlaining.” In: Zimányi, Stadtschlaining unter der Fam. Batthyány bis zum Ende der Türkenzeit. In: Festschrift zur Stadterhebung. 

 

10. Landesherrschaft, Rolle in der Staats- und Landesverwaltung 

Stadtschlaining war bis 1921 Bestandteil des Kgr. Ungarn. 1938-1945 gehörte die Gemeinde zum Gau Steiermark. Seit 1855 bzw. 1872 gehörte es zum Verwaltungs- und Gerichtsbezirk Oberwart.

   

11. Wehrwesen und kriegerische Ergeignisse 

   

11 c) Garnisonen  

Von der Mitte des 16. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts waren in der Stadt und Burg Soldaten des Batthyányschen Privatheeres einquartiert. 

1914-1918 befand sich in der Burg Schlaining unter dem Namen „Selbstständige Offiziersstation Városszalónak“ ein Internierungs- und Kriegsgefangenlager für vorwiegend russische Kriegsgefangene (52-110 Personen). 1939-1945 ein Kriegsgefangenen- und Ostarbeiterlager in der Burg. 1945-1947 wurde in der Burg ein Anhalte- und Zwangsarbeitslager als Kriminalgefängnis des Bezirksgerichtes Oberwart für „schwerbelastete“ Nationalsozialisten eingerichtet. 1956 Auffang- und Durchgangslager für ungarische Flüchtlinge.

 

11 d) Wichtigste kriegerische Ereignisse 

1532 bei der Belagerung von Güns wurde auch in Stadtschlaining in Mitleidenschaft gezogen: Meierhof und Mühle abgebrannt, Kirche zerstört (?). 1605 beim Aufstand von Stephan Bocskai wurde Stadtschlaining von den Truppen Gregor Némethys geplündert. 1622 im Kireg von Fürst Gábor Bethlen gegen die Habsburger wurden Drumling, Altschlaining und Neumarkt niedergebrannt. 1683 Neumarkt im Türkenkrieg abgebrannt. 1705-1711 „Kuruzzenrummel“. 1765/66 Bauernunruhen: Die Untertanen verweigerten der Hft. Dienstleistungen und Abgaben. 1806 und 1809 Franzosendurchzug. 

 

5. April 1945 Einmarsch der Einheiten der Roten Armee. 

  

12. Siegel und Wappen 

Die Stadtordnung von 1514 nimmt Bezug auf das Stadtsiegel. Siegel der Gemeinde Stadtschlaining aus 16. und 17. Jahrhundert mit der Inschrift: D.I. MAGISTRAT.  SIGL. V. ST.  SCHLAENIN. (D(es) L(öblichen) MAGISTRAT SIGL V(on) ST(adt) SCHLAENIN) und der Jahreszahl 1368 (?). Siegel seit 1889: VÁROS SZALÓNAK 1768 mit einem Bergmann. Nach 1921 Stadtschlaining.

 

Die Burgenländische Landesregierung hat mit Beschluss vom 8. Juni 1977 der Marktgemeinde Stadtschlaining das Recht zur Führung des nachstehend beschriebenen Wappens verliehen: „In Rot ein silberner Ritter, der in seiner Rechten eine silberne Lanze hält und mit der Linken den Knauf eines silbernen Schwertes umfasst.“

 

Siegel von Schlaininger Züften sind aus dem 17.-19. Jahrhundert bekannt, z.B. der Schlaininger Tschismenmacherzunft von 1699 und 1711.

   

 

13. a) Münzstätten 

Am 11. September 1459 verlieh Kaiser Friedrich III. dem Besitzer des Hft. S., Andreas Baumkircher, für dessen Verdienste das Recht der Münzprägung auf kaiserl. Schlag, also auf Wiener Pfennige. Die Prägestätte ist nicht bekannt. Das Bergbaupriv. von Kg. Matthias Corvinus für Andreas Baumkircher von 1469 könnte in diesem Zusammenhang stehen.

   

 

 13 c) Mauten, Zölle, Ladstätten, Urfahrrechte 

Im 15. Jahrhundert befanden sich Mautstellen in Altschlaining, Neumarkt i.T. und Großpetersdorf, die dann zugunsten von Stadtschlaining und Drumling ausgelassen wurden. 1514 wird in Stadtschlaining eine Stadtmaut und eine Maut zu Drumling erwähnt, deren Einnahmen vorwiegend dem Stadtrichter zustanden. 

   

 

 14 a) Fläche 

Das Gebiet der Stadtgemeinde Stadtschlaining umfasst gegenwärtig 42,16 (42,88) km², bestehend aus den Katholischen Gemeinden Altschlaining mit 4,15 (1,81) km², Drumling mit 5,73 (1,02) km², Goberling mit 12,21 (8,72) km², Neumarkt im Tauchental mit 11,26 (14,19) km² und Stadtschlaining samt dem Weiler Schönau mit 8,81 (17,14) km².

 

Die in () gesetzten Daten aus der Festschrift. 

   

 14 b) Wüstungen   

Das Dorf Dornau (Darnau) wird 1325 erwähnt, es lag an der Stelle des späteren Dornauer Meierhofes im südlichen Teil des Neumarkter Hotters.

 

Das Dorf Edus wird 1325 erwähnt, lag östlich von Neumarkt, im Bereich von Allersdorf/Podler.

 

Beide Siedlungen dürften um 1350 der Pest zum Opfer gefallen sein.

 

 14 c) Grundherrschaftliche Verhältnisse 

Die Hft. erstreckte sich 1271 von der Burg Schlaining ausgehend im Tal des Tauchenbaches nach Süden. Vorort dürfte der am Fuße der Burg gelegene und erst im 14. Jahrhundert gen. Ort Altschlaining gewesen sein. 1576 werden in Stadtschlaining Freisaßler bzw. Adelige genannt, die vermutlich auch ein Freihaus besaßen: Chyoron, Mihály, Was, der Profoß Gergel, Kristof Balynger, András Bagodj, Gergely Laki, György Dániel, Bálint Zenthywany und Bálint Désházy. 1648 werden István Tóth, Jeremiás, István und Dániel Jobbágy, Herr von Trauttmannsdorff, der Kastner Joachim Szaibolt, die Frau des Farkas Bagodi (Herr Khevenhüller wohnte damals in diesem Haus), István Sagodi, István Radok, Gáspár Káldy und Andre Faieront erw.; weiters Richter Kristóf Kloyer und Farkas Daniel.

 

Freihäuser in Stadtschlaining: 1746 ein ganzes Haus: Johann Stroriegl, H. Zarka, H. Johann Weyrer (auch Beyer) und H. Johann Lippics; ein halbes Haus: Matthias Pichler, Roßina Taucherin und Paull Seybaldin.

 

1765: ein ganzes Haus: Georg Tallian (damals Geiger), die Häuser von Herrn Francsics, der Witwe Elisabeth Stöttner (Stettner), von Frau Keltz und Herrn Szarka (Zarka) hatte die Hft. käuflich erworben; das „Feyerabendische Judenhaus“ mit Judenhof (heute ehemaliges Rabbinerhaus und Synagoge) hatte die Hft. ebenfalls gekauft; die beiden Freikäufe, das ganze Haus von Michel Seybold und das halbe Haus der Seybaldischen Erben waren wieder zurückgelöst und dienstbar geworden.

 

 V. Zimányi, A rohonc-szalónaki uradalom és jobbágysága a XVI-XVII. században (1968); R. Kropf, Die Sozialstruktur der Hft. S. im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts phil. Diss. Wien (1966) 

 

14 d) Burgfried 

Der Burgfried der Gemeinde Stadtschlaining deckte sich mit der Kat. Gemeinde Stadtschlaining.

 

14 e) Ein- und Ausgemeindungen 

Durch das Gem.Zusammenlegungsgesetz der Bgld. Landesregierung wurden am 27. März 1971 die Gemeinde Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental und Stadtschlaining zur Großgemeinde Stadtschlaining vereinigt. 

 

 15 a) Das Kirchenwesen vor der Reformation; Einrichtungen der katholischen Kirche 

Stadtschlaining wurde wahrscheinlich im 15. Jahrhundert aus der Pfarre Neumarkt im Tauchental als selbstständige Pfarre herausgelöst. Vermutlich steht die Errichtung einer eigenen Pfarre im Zusammenhang mit den Bemühungen von Andreas Baumkircher, seinem Sitz in Stadtschlaining durch den Ausbau der Burg, Gründung einer Stadt, Errichtung eines Klosters und Bau einer Kirche, größere Bedeutung zu verleihen. Die Kirchenruine im Hof des Hauses Rochusplatz Nr. 2 (Marienkirche?) dürfte die von Baumkircher gegründete Pfarrkirche gewesen, und vermutlich durch die Türken 1532 zerstört worden sein. Nach der Zerstörung dieser Kirche wurde die beim Paulinerkloster bestehende Klosterkirche für Gottesdienste herangezogen, die nach der Auflösung des Klosters auch zur Pfarrkirche wurde (vgl. weiter unten).

 

Nach der Rekatholisierung von Graf Adam Batthyány (1630) wurde die Schlaininger Kirche 1642 wieder katholisch (Patrozinium Hl. Dreifaltigkeit). 1643 wird Lorentz Jakob, Pfarrer zu Stadtschaining und Großpetersdorf, gen. 1697 wurde Stadtschlaining von Neumarkt i.T. aus betreut. Goberling gehörte damals zur Pfarre Bernstein. Bis 1789 gehörte Stadtschlaining zur Pfarre Großpetersdorf, 1792 bestand bereits eine „Lokalkaplanai“. Im Zuge der josephinischen Pfarr-Neueinteilung wurde Stadtschlaining mit den Filialen Altschlaining, Drumling, Goberling und Schönau 1806 in den Rang einer selbstständigen Pfarre erhoben. Der erste Pfarrer der neuen Pfarre war Josef Holczhey. 

 

Paulinerkloster: 1458 Bulle Papst Pius II.: Erlaubnis zur Errichtung des Paulinerklosters für den Besitzer der Hft. Schlaining, Andreas Baumkircher, der 1461 für sein im Bau befindliches Paulinerkloster von Papst Pius II. einen Ablassbrief erwirkte. 1493 Nachbestiftung durch die Baumkirchersöhne, für 12 Priestermönche. Um 1550 dürften die Paulinermönche das Kloster verlassen haben. 

 

1713 wird erstmals eine Schlosskapelle in der Burg mit einem eigenen Schlosskaplan erwähnt.

 

Das Gebiet von Stadtschlaining gehörte vor 1777 zur Diözese Györ/Raab, 1777-1921 zur Diözese Szombathely/Steinamanger, Archidiakonat Güssing, seit 1922 zur Apostolischen Administratur Bgld. bzw. seit 1960 zur Diözese Eisenstadt. Dekanatsvorort ist Pinkafeld. 

 

 J. Dirnbeck, Vom Paulinerkloster zur Pfarrkirche in Stadtschlaining in: Festschrift zur Stadterhebung; 170 Jahre kath. Pfarre Stadtschlaining. Eine kulturgeschichtliche Dokumentation. Hgg. anlässlich der Pfarrhofweihe (1976); J. Dirnbeck – G. Seebach, Spätmittelalterl. Terrakotten in der röm. kath. Pfarrkirche Stadtschlaining in: Bgld. Leben 34 Jg., Heft 1/2 (1983); J. Dirnbeck, Das Paulinerkloster in Stadtschlaining in: V. u. H. 37. Jg., H. 3 (1982); Österr. Kunsttopographie Bd. 40: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Obewart (1974); J. Rittsteuer, Vom Paulinerkloster in Stadtschlaining (Ein Kircheninventar aus dem Jahre 1539). In: Bgld. Hbll. Jg. 18 (1956); H. P. Zelfel, die Paulinerkloster Stadtschlaining und Baumgarten. Ein Beitrag zur Geschichte des Paulinerordens im Bgld. In: J. Dirnbeck – W. Meyer – R. Kropf, Der Orden der Pauliner OSPE. Seine Geschichte-seine Aufgaben-seine Stellung. Symposium im Rahmen des „Schlaininger Gespräche“ vom 16. – 19. September 1982 auf Burg Schlaining. Wiss. Arb. Bgld. H. 70 (1984) 

 

15 b) Reformation und Gegenreformation; Einrichtungen der katholischen Kirche 

1568 wird in Stadtschlaining erstmals ein prot. Prädikant erwähnt. 1580 wird berichtet, dass der in Stadtschlaining tätige Prediger, Leonhard Krull, wie die der Gemeinde Pinkafeld, Oberschützen und Mariasdorf, dem Flacianismus anhing. Franz II. Batthyány achtete ab 1597 darauf, dass seine Lehrer und Prediger die reformierte Lehre befolgten. 1612 wurde der Batthyánysche Prediger Stephan Pathay, der sich als „concionator in Szalonak“ bezeichnete, zum Superintendenten des westungarischen Kirchendistrikts gewählt. Eva Batthyány, die Frau von Franz II. Batthyány, eine geborene Poppel-Lobkowitz, bemühte sich, die reformierte Ausrichtung der Prediger durch eine lutherische zu ersetzen. Der zunächst letzte evangelische Pfarrer in Stadtschlaining war Andreas Götz, der wegen des Edikts von Adam Batthyány vom 9. Jänner 1634, das die Vertreibung alles protestantischen Prediger und Schulmeister von seinen Besitzungen anordnete, Stadtschlaining verlassen musste und in der kgl. Freistadt Pressburg Aufnahme fand. Dennoch dürfte es den ev. Bürgern gelungen sein, wenigstens zeitweise Prediger zu halten. 1663 taufte Tobias Beringer, „Pfarrherr zu Tumling“ in Stadtschlaining ein Kind, worüber später „Richter und Rat“ der Stadt einen Geburtsbrief ausstellten. Prot. Adelige, die aus Österreich und der Steiermark wegen ihrer Religion vertrieben wurden, zogen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zeitweilig nach Stadtschlaining Siegmund Friedrich Leisser, aus einer nö. Adelsfamilie stammend, ließ sich gegen 1648 in Stadtschlaining nieder. In der Folge konnte er verschiedene Ortschaften in der Umgebung pfandweise durch einige Zeit in seinen Besitz bringen, z.B. 1648 Goberling. Von 1638 bis 1648 besaß ein Freiherr von Trauttmansdorff einen Freihof in Stadtschlaining. Auch ein Angehöriger des oö. Zweiges der Frh. von Khevenhüller wohnte um die Mitte des 17. Jahrhundert in Stadtschlaining (im Freihaus des Farkas Bagodi) und konnte verschiedene Dörfer zeitweise von den Batthyánys als Pfandbesitz erwerben. Anfang des 18. Jahrhunderts machten bischöfliche Visitatoren den Grundherren – Gräfin Eleonore Batthyány-Strattmann und den Grafen Franz und Sigismund Batthyány – den Vorwurf, dass sie vorwiegend protestantische Verwalter anstellten, die das Volk beeinflussten und den Pfarrern Schwierigkeiten bereiteten. 

 

Evangelische Artikularkirche: seit 1681 Nemes Csó, wo man Gottesdienste besuchen durfte und Trauungen vorgenommen wurden. Die Taufen und Beerdigungen waren bis 1788 Angelegenheiten des katholischen Pfarrers. Weiterhin fanden jedoch protestantische Hausandachten und Besuche evangelischer Geistlicher statt.

Am 13. April 1782 schenkte Graf Max Batthyány seine „an die Stadtmauer anliegende sogenannte Weyse Basteyn sambt so vill Grund ...“ der Schlaininger Bürgerschaft Augsburgischer Konfession zum Bau eines Gotteshauses. Am 24. März 1783 feierte der neue evangelische Pfarrer Ferdinand Siegel im herrschaftlichen Hofstadel mit der Gemeinde den ersten Gottesdienst. 1787 Paul Pertl „Curator“ Der Kirchengemeinde in Schlaining und Paul Kalchbrenner als Kurator in Goberling erwähnt. 

Bau der evangelischen Kirche 1782 – 1784 bzw. 1796. 1814 Filialen: Goberling, Holzschlag, Grodnau, Bergwerk, Neustift bei Schlaining, Jormannsdorf, Sulzriegel, Drumling, Großpetersdorf und Welgersdorf. 1958 wurde in Goberling die alte Bartholomäuskirche auf dem Friedhof erworben und ausgebaut (frühgotischer Fresken entdeckt). 1787 wird eine evangelische Schule mit Schulmeister erwähnt die im Pfarrhaus untergebracht war. 1910 wird nach einem Vermächtnis von 1897 eine Stiftung, aus Geld und Grundbesitz bestehend, angelegt, aus deren Erträgen den Schulkindern in Schlaining Geschenke gemacht werden sollten, die aber vor allem für die ärmeren Kinder die Kosten des Schulbesuchs tragen helfen sollten. 1939 aufgelöst, wurde sie nach 1945 als rein kirchliche Stiftung zu Gunsten der Jugend der Gemeinde wiedererrichtet. 

Verselbständigung von Tochtergemeinden: Oberwart: 1786 Anschluß an die Muttergemeinde Oberschützen, 1820 Verselbständigung: Großpetersdorf: 1820  - 1823 Kirchenbau, 1845 Verselbstädigung; Holzschlag: 1813 Bau der Kirche, 1861 Verselbstädigung; Jormannsdorf: 1844 nach Oberschützen umgepfarrt.

1713 waren die Bewohner mit fünf Ausnahmen Lutheraner, 1812 waren 309 Einwohner römisch katholisch, 476 lutheranisch, 1828 327 katholisch, 500 evangelisch.

Die evangelische Gemeinde Schlaining bilden derzeit die Muttergemeinde Schlaining mit den Orten Schlaining, Altschlaining, Allersgraben, Allersdorf, Mönchmeierhof, Neumarkt im Tauchental (ohne Dornau), Rauhriegel und Schönau sowie die Tochtergemeinde Bergwerk, Drumling, Goberling, Grodnau und Neustift bei Schlaining.

 

 G. Leser, Die abgehaltene Synode unter Emmerich Beythe. In: Güssinger Zeitung vom 15. und 22. August 1926; M. F. Bothar, Die erste Toleranzkirche des Burgenlandes. In Volk und Heimat Jahrgang 2 (1949); K. Fiedler, Pfarrer, Lehrer und Förderer der ebangelischen Kirche Augsburger und Helvetisches Bekenntnis im Burgenland Forsch Hefte 40 (1959); derselben Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Augsburger Bekenntnis in Schlaining (1961); Österreichische Kunsttopographie Band 40: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Oberwart (1974); G. Reingrabner, Der Protestantismus in Schlaining. – Zusammenhänge und Entwicklungen – zugleich eine Jubiläumsbetrachtung. In: Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 44 (1982); derselbe, Evangelische Glaube und evangelische Gemeinde in Schlaining. In: Festschrift zur Stadterhebung.  

 

 

15 c) Juden 

Nach der Ausweisung der Juden aus Wien, Oberösterreich und Niederösterreich im Jahr 1670 siedelten Christoph und Paul Batthyány geflüchtete Juden auf ihren Besitzungen an und gewährten Schutz. Bereits 1675 werden in Schlaining der Judenrichter Joli und 1680 die jüdischen Gemeinden genannt. Die kanonische Visitation von 1697/98 verzeichnete in Schlaining 55 Juden. Die Ansiedlung der Juden erfolgte in Schlaining vorwiegend in herrschaftlichen Häusern, die die Familie Batthyány seit dem Ende des 17. Jahrhunderts innerhalb der Stadtmauern erworben hatte. Im Jahr 1806 konnten hier 55 – 60 Familien untergebracht werden. Während der Kuruzzenkriege waren die Juden hemmungslosen Plünderungen und Übergriffen durch die Soldateska beider Parteien ausgeliefert. 1715 stellte Graf Sigmund Batthyány den Schlaininger Juden gegen einen jährlichen Zins von 15 Gulden einen Platz für eine Synagoge zur Verfügung. (Ein zweiter der Familie Batthyány und der Schlaininger Judengemeinde abgeschlossener Schutzvertrag ist nicht erhalten.) Die Schutzverträge sicherten der Judengemeinde eine gewisse Autonomie unter selbstgewählten Organen (Richter und Geschworene) sowie verschiedene Handels- und Gewerbeprivilegiert zu. Den ordentlichen Schutz des Grundherrn genossen 39 Familien. (1831: 48, 1834: 49 Familien); alle diese Zahl übersteigenden Familien bedurften einer besonderen Genehmigung des Grundherrn und mussten dafür ein Extra-Schutzgeld bezahlen. Im Jahr 1750 entrichte die Schlaininger Judengemeinde 100 Gulden ordentlich Schutzgeld, weitere vier Gulden pro Familie, die die Anzahl 39 überstiegen, dann 34 Gulden für den Weinschank, 18 Gulden für den Tabak-, Seifen- und Kerzenhandel und 25 Gulden Neujahrsabgabe, ferner 1765 noch 98 Gulden für die Synagoge, zwei gut gemästete Gänse zu Martini und eine gemästete Gans und 12 Dukaten zu Neujahr. Im Jahr 1750 mussten sieben Familien Extra-Schutzgeld, 1835 hingegen 49 Familien das ordentlich und 102 Familien das Extra-Schutzgeld entrichten. Im Vormärz erreichte der Anteil der Juden über 40 % der Einwohner von Schlaining; innerhalb der Stadtmauern wohnten mehr Juden als Bürger. Die Schlaininger Juden waren fast durchwegs Lumpensammler (43,1 %), 27 % Hausierer, 10,3 % Kleinhändler und 6,9 % Handwerker. Zur Schlaininger Judengemeinde gehörten auch jene jüdischen Familien, die sich im Vormärz in Pinkafeld, Oberwart, Rotenturm, Großpetersdorf, etc. niederließen. Die Schaininger Judengemeinde hatte um 1850 ihren Höhepunkt überschritten. Eine ständige Abwanderung in die neuen Zentren im Pinkatal setzte ein. 1922 übersiedelte der Rabbiner Dr. Felix Blau nach Oberwart, wo 1929 eine eigene Kultusgemeinde gegründet wurde, Schlaining wurde als deren Tochtergemeinde geführt. 1938 wurden die Juden von den Nationalsozialisten aus Schlaining vertrieben.

Synagoge vergleiche 5 b. Seit 1842 wird ein jüdisches Badehaus in Schlaining genannt. Im 19. Jahrhundert bestand in Schlaining ein israelitische Volksschule, die 1854/55 dreiklassig geführt, sechs Tage in der Woche, täglich acht Stunden Unterricht erteilte; um 1877 aufgelöst. 

 

1814 wurde ein „Chewra Kadischa“ (jüdischer Bestatungsverein) und 1853 ein Rekrutenverein zur Unterstützung stellungspflichtiger Mitglieder der Kultusgemeinde gegründet. Anzahl der Juden: 1735: 45, 1793: 107, 1817: 385, 1822: 503, 1848: 650, 1857: 600, 1869: 451, 1880: 312, 1890: 174, 1900: 125, 1910: 74, 1923: 60, 1934: 19. 

 

 G. Baumgartner, Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Schlaining. (1988); H. Gold, Gedenkbuch der untergegangenen Judengemeinde des Burgenland (1970); R. Kropf, Sozialstruktur und Migration von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Schlaininger Judengemeinde. In: R. Kropf (Red.), Juden im Grenzraum. Geschichte, Kultur und Lebenswelt der Juden im burgenländischen-westungarischen Raum und in den angrenzenden Regionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wissenschaftliche Arbeiten im Burgenland Heft 92 (1993). 

 

 

16 a) Bürgerspitäler, Armenhäuser, Fürsorge- und Altenheime   

Das Haus Hauptplatz 12 wird im Grundbuch zur Zeit des Burgbesitzers Franz Schmidt II. (1860 – 1911) als „Armenasyl“ bezeichnet.

 

 

 16 c) Waisenhäuser, Kindergärten, Sonderinstitute, karitative Stiftungen 

Der erste Kindergarten wurde 1888 errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges bestand wieder ein Kindergarten. 1977 – 1980 Neubau für die Kinder aus Schlaining, Altschlainng, Drumling, Goberling und Neumarkt im Tauchental.

 

 

 16 d) Ärzte, Apotheken 

1742/44 wird in Schlaining ein „Chirurgus“ erwähnt, 1739 – 1746 wird der Bader Johann Christoph Eberhard, auch als „Chyrurgus“ bezeichnet, 1807 der „Chyrurgh“ Böhrin genannt. Nach 1800 wird der Arzt Dr. Wilhelm Tehmel genannt, war auch Betriebsarzt der Glashütte. Kreisarzt bis 1870 Dr. Franz Wundsam, 1870 – 1920 Dr. Josef Stern, 1920 – 1955 Dr. Franz Endrényi, 1955 – 1989 Dr. Sedlatschek, ab 1989 Dr. Windisch.

1636 – 1645 wird auf der Burg Schlaining eine Schlossapotheke mit dem Apotheker Dietrich Dassau (Dassow) genannt. Sein Nachfolger war sein Stiefsohn Jakob Klein aus Silberegg bei Klagenfurt, der in Wien die Apothekerkunst erlernt hatte und um 1680 in Schlaining starb. Mit dem Ende der Türkenkriege verschwand die Apotheke wieder. Die Apotheke „Zum schwarzen Adler““ wird 1836 (Johann Artinger) genannt und bestand bis 1930 , seither fürhrt der jeweilige Kreisarzt eine Hausapotheke. 

 

 F. Szigetyáry, Schloßapotheken im südlichen Burgenland und in Westungarn zur Zeit der Türkenkriege (16. – 17. Jahrhundert). In: R. Kropf – W. Meyer – G.. Stadler (Red.), Türkenkriege und Kleinlandschaft II. Sozialer und kultureller Wandel einer Region zur Zeit der Türkenkriege. Symposion im rahmen der „Schlaininger Gespräche“ vom 26. – 30 September 1984 auf Burg Schlaining. Wissenschaftliche Arbeiten im Burgenland, Heft 73 (1986). 

 

 

 16 e) Wasserleitungen, Kanalisation, Beleuchtung (Gaswerke, Elektrizitätswerke)  

Wasserleitung von Schönau nach Schlaining mit Eigendruck wurde 1857 fertiggestellt. 1958 Neubau der Wasserleitung.

Um 1920 erfolgte der Anschluss an das elektrische Stromnetz durch die Familie Thalheimer aus Rechnitz, später von der STEWEAG übernommen, gegenwärtig BEWAG.

 

 

 16 f) Badstuben, Bäder   

1540 wird ein Badehaus erw.

Ab 1842 gab es ein jüd. Badehaus (Wuderlandgasse 2).

Um 1925 wurde in der Wuderlandgasse ein Schwimmbad errichtet, das zugleich als Wasserreservoir für die Feuerwehr dienen sollte, es war bis zum Zweiten Weltkrieg in Betrieb. Ein zweites Freibad wurde 1933 am Fuße der Burg Schlaining im Tauchental errichtet, 1950 renoviert und 1976 geschlossen. 

 

 16 g) Parkanlagen 

Carlos Clusius (Charles de l’Escluse), bekannter holländischer Botaniker , wurde nach 1576 von Balthasar Batthyány auf seine Besitzungen geholt, er legte die Schlaininger Gärten an bzw. versah sie mit seltenen Pflanzen. Hier wurde eine Reihe von bis dahin unbekannten Pflanzen (Flieder, Tulpen, Hyazinthen, Paprika, Tapak, etc.) angebaut und über Westeuropa verbreitet. 1588 baute hier Clusius erstmals Kartoffeln an, die er in England durch Admiral Drake kennengelernt hatte. Das Glashaus der Batthyánischen Gärten bestand bis 1956.

 

 

 17 a b) Niederes und mittleres Schulwesen bis 1921, Niederes und mittleres Schulwesen nach 1921 

Unter dem Prediger Markus Zangmeister wird in Schlaining erstmals eine evangelische genannt. Um 1626 war Mathias Molitor „deutscher Rektor der Schlaininger Schule“. Um 1648 stand das Schulhaus in der Vorstadt. Aus dem Jahr 1674 ist eine katholische Schule mit Schulmeister bekannt. 1697 wohnte der für Schlaining zuständige Schulmeister in Mariasdorf, er war katholisch. 

In Goberling ist die Schule aus 1697 nachweisbar.

Evangelische Schulen: Schlaining: 1786 Bewilligung für eine Schule, die 1787 samt Lehrerwohnung mit dem Schulmeister im Pfarrhaus untergebracht war. Schulhaus 1825 gebaut, 1826 geweiht. 

Goberling: 1786 Bewilligung zur Errichtung einer Schule, 1789 eigenes Schulhaus, 1828 neues Gebäude errichtet, 1858 vergrößert, 1896 Turm (1988 abgetragen). Drumling: Ab 1795 sind Lehrer mit Unterbrechungen genannt; 1855/56 neue Schule mit Turm erbaut. Bergwerk-Neustift bei Schlaining-Sulzriegel: 1824 erstmals ein Schulmeister genannt, 1842 Ankauf eines Hauses in Bergwerk, 1888 Neubau des Schuhauses. Grodnau: Schulbau 1858.

 

Katholischen Schulen: Schlaining: 1862 Bau der zweigeschossigen römisch katholischen Volksschule. – Neumarkt: Lehrer waren seit der Mitte des 19. Jahrhunderts tätig. 1908 neue Schulgebäude („Neue Schule“ oder „kleine Schule“), Schulneubau 1958 – 1962.

 

Im 19 Jahrhundert bestand in Schlaining eine israelitische Volksschule, die 1854/55 dreiklassig geführt, sechs Tage in der Woche, täglich acht Stunden Unterricht erteilte, 1877 aufgelassen.

1938 wurden die beiden konfessionellen Schulen aufgelöst und zu einer staatlichen Volksschule zusammengelegt.

1966 wurde Volksschule Drumling aufgelassen. 1966 wurde in Schlaining Hauptschule eröffnet. 

 

 K. Fiedler, Das evangelische Schulwesen im Burgenland vom Zeitalter der Reformation bis zur Auflassung der konfessionellen Schule (1961); derselbe, Pfarrer, Lehrer und Förderer der evangelische Kirche Augsburger und Helvetisches Bekenntnis im Burgenland Burgenländische Forschungen, Heft 40 (1959).  

 

 

 

 

 17 c) Höheres Schulwesen, Hochschulen, Universitäten; wissenschaftliche Anstalten 

Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung („ÖSFK“): 1982 Gründung des Vereins „Österreichisches Institut für Friedensforschung“, 1985 auf „Österreichischen Institut für Friedensforschung und Friedenserziehung“ erweitert, seit 1992 unter dem gegenwärtigen Namen. 1988 gründeten die Vertreter von ca. 40 nichtstaatlichen Organisationen aus Europa, USA und Kanada das „European University Center for Peace Studies“, „Friedensuniversität“ (EPU). Laut Verordnung des BM für Wissenschaft und Forschung vom 3. April 1992 erlangte das Studienzentrum Universitätsstatus für postgraduale Studien. Sie in der Burg Schlaining, Bibliothek in der ehemaligen Synagoge, Studienheim 1992 erbaut.

„Interuniversitäres Forschungsinstitut für Fernstudien der österreichischen Universitäten“ (IFF) 1986 – 1992. 

Seit 1982 finden jährlich im September auf Burg Schlaining die „Schlaininger Gespräche“ zur Geschichte des Grenzraumes zwischen Österreich und Ungarn statt. Die Ergebnisse der Tagungen sind bisher in 9 Bändern in der Reihe „Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland.“ (Herausgeber Burgenländisches Landesmuseum) erschienen.

 

 

 17 d) Theater, Musik- und Kunstpflege; kulturelle Veranstaltungen 

1949 – 1953 fanden auf Initiative des damaligen Amtmannes Eugen Höbe in Schlaining Burgspiele statt. Eine Laienspielgruppe führte vorwiegend Theaterstücke über Andreas Baumkircher auf. 

Der in der evangelischen Schule tätige Lehrer Johann Bruckner gründete 1881 den Schlaininger Männergesgsverein, 1899 in Gesang- und Musikverein umbenannt, 1938 aufgelöst. 1959 wurde die Blasmusikkapelle Schlaining als „Jugendkapelle Schlaining“ unter der Leitung von Kapellmeister Josef Hofer gegründet. 1973 bildete sich unter der Leitung von Dieter Nicka der „Singkreis Drumling“, 1989 Umbenennung in „Singgemeinschaft Drumling-Schlaining-und Umgebung“, 1992 in „Stadtchor Schlaining“ umbenannt. 

Römisch katholischer Kirchenchöre: Schlaining: entstand 1892 unter Pfarrer Franz Kappler als „Neugründung des Gesangsvereines“. 1986 neu organisiert. – Neumarkt im Tauchental: um 1900 bestand bereits ein gemischter Chor. 1950 vierstimmiger Männergesangsverein gegründet, der sich um 1968 wieder auflöste. 1969 von Frauen ein neuer Kirchenchor in Leben gerufen, der 1991 neu organisiert wurde.

 

 E. Höbe, Als ich Andreas Baumkircher war. Aufzeichnungen über die Burgspiele (1949 – 1953). In: R. Kropf – W. Meyer (Redner), Andreas Baumkircher und seine Zeit. Symposion im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ vom 24. – 26. September 1982 auf Burg Schlaining. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Hefte 67 (1983). 

 

 

 18 b) Zeitungen und Zeitschriften 

Ab Oktober 1979 Gemeindekurier.

Das „Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung“ (ÖSFK) gibt seit 1983 die Reihe „Dialog, Beitrag zur Friedensforschung“ heraus, bis 1994 26 Bänder erschienen; seit 1986 erscheint das „Friendens-Forum“ und seit 1992 die Zs.“Spectrum“.

 

   

 19 c) Darstellungen   

Johann Loserth, Schlaining und das Ende des Baumkircherhauses. In: Alpenländische Monatshefte, Hefte 8 (1927). – Josef Loibersbeck, Schlaining. In: Volk und Heimat Jahrgang 12, Nummer 13 folgende (1959); Jahrgang 13, Nummer 1 folgende (1960). – Rudolf Kropf, Die Sozialstruktur der Herrschaft Schlaining im 18. und in der 1 Hälfte des 19. Jahrhunderts, philosophische Diskussion Wien (1966). – Vera Zimányi, A rohonc-szalónaki uradalom és jobbágysága a XVI-XVII. században. (1969). – Adelheid Schmeller-Kitt (bearbeitet), Österreich Kunsttopographie Band 40: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Oberwart (1974). – Peter Halisch, Hübler und Grübler. Goberling – eine burgenländische Gemeinde zwischen Landwirtschaft und Bergbau, philosophische Diskussion Wien 1983. – Johann Zetter, Beiträge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Grundherrschaft Schlaining von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Jahr 1848, philosophische Diskussion Wien 1983. – Festschrift zur Stadterhebung der Stadtgemeinde Schlaining mit den Ortsteilen: Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental und Schlaining(1992).

 

 

 20 a) Archive 

Quellen zur Geschichte von Schlaining finden sich in folgenden Archiven: Archiv der Stadtgemeinde Schlaining (1945 gingen wichtige Unterlagen wie die Stadtordnung von 1514, das Grundbuch unter anderem verloren) enthält Protokolle des Gemeinderates von Schlaining ab 1884 und der Gemeinde Drumling, Goberling, Altschlaining, und Neumarkt im Tauchental ab 1919, ferner Testamente und Verträge von 1702 – 1794, Kassabuch der Tschismenmacherinnerung ab 1855 etc. – Archiv evangelischer Kirchengemeinden Schlaining – Diözesanarchiv Eisenstadt. – Burgenländisches Landesarchiv Eisenstadt (Gemeindearchiv; Batthyánysches Herrschaftsarchiv Schlaining, Jüdisches Zentralarchiv.). – Batthyánysches Herrschaftsarchiv Güssing. – Vas Megyei Levéltár [Eisenburger Komitatsarchiv] Szombathely/Steinamanger. – Magyar Országos Levéltár [Ungarischer Staatsarchiv], Batthyánysches Familienarchiv, Budapest.

 

 

 

 

 20 b) Bibliotheken  

Von 1949 bis 1954 befand sich in der Burg Schlaining ein vom evangelischen Pfarrer Michael F. Bothar eingerichtetes „Heimatmuseum“. –

1957 errichtet der Besitzer der Burg Schlaining, Bundesminister a.D.DDDr. Udo Illig, ein Museum für seine Sammlung: Eisenkunstgusssammlung, Möbel, Bilder. 1980 wurde die Sammlung vom Land Burgenland mit der Burg Schlaining erworben. – 1984 kaufte vorwiegend der Verein „Freunde der Burg Schlaining“. die Sammlung Ludwig Toth zur Sachvolkskunde des Bezirkes Oberwart. Weiters wurden 1988 die Schildermaler- und Vergolderwerkstatt Friedrich Mlejnek, 1990 die Schmiedewerkstatt Marlovits und auch der „Otto Wagner-Flügel“ der Firma Friedrich Ehrbar in Wien aus dem Jahr 1912 erworben. 

 

 W. Meyer, Die Burg und ihre Sammlung. In: Festschrift zur Stadterhebung (1992).